Paulas Reisen

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Teaser

Nachts im Traum macht sich PAula auf die Reise in fremde Länder. Aber nirgendwo kann sie sich so recht wohlfühlen. Überall herrschen strenge Regeln. Anpassen soll sie sich. Das will sie nicht und flieht.

Beurteilungstext

Neulich nachts, in ihren Träumen, / ging die Paula auf die Reise / durch den Wald aus Kugelbäumen / in das bunte Land der Kreise." Eine bunte, turbulente Reise beginnt, in Länder, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das Land der Kreise, in dem alles rund und kugelig ist, auch der König. Das Land der Ecken, alles spitz und kantig, auch die Bewohner. Das Land der roten Farbe, alles knall rot und tomatig. Das kleine Land "Kopfüber", in dem alles irgendwie verkehrt herum vom Himmel hängt - nur, dass der Himmel hier unten ist. Kein Land gleicht dem anderen. Scheinbar. In keiner der Welten fühlt Paula sich wohl. Aus allen will sie so schnell es geht wieder fliehen. Nur knapp schafft sie es, zu entwischen, denn "schon wird sie erfasst / und der Gegend angepasst." Aber sie schafft es doch und "Paula fällt ... / und fällt ... / - und landet in der nächsten Welt." In der auch wieder nichts als die totale Anpassung an ihre Umgebung von Paula verlangt wird. Paula hat die Nase voll. Egal wo sie landet, nirgendwo darf sie sein wer sie ist und wie sie ist. Überall will man sie umgestalten. Eckig, rund, rot, Kopfüber - niemand soll ihr sagen, wie sie sein soll!
Im Bettenland endlich kommt sie zur Ruhe. "Was hier zu beachten sein, / bringt sich Paula selber bei". Kuschelweich und traumbequem liegt Paula in ihren Kissen - bis die Mutter sie weckt.
Paul Maar erzählt in kurzen Versen von Toleranz gegenüber dem Anderen und dem Mut, anders zu sein, auch wenn man damit nicht in die Umgebung passt. Nicht strenge Gesetzte und die Maßregelung, nicht Anpassung und unhinterfragte Eingliederung, sondern fröhlicher Tanz durch Welten voller Farben, Formen und Perspektiven macht das Leben reich, schön und die Welt lebenswert. Alles ist erlaubt - solange niemand daran Schaden nimmt. So gibt es im Land der Betten schließlich auch eine Regel: "Lärm und Krach und helles Licht / mag man hier im Lande nicht." Rücksicht also, aber ohne Unterwürfigkeit, Freiheit, aber nicht auf Kosten anderer.
Eva Muggenthaler zaubert zu Maars Versen wunderbare Bilder, spielt mit Collagetechnik, verschiedenen Papieren, Kohle, Buntstift, Tusche. Auch sie lässt sich nicht maßregeln, setzt alles ein, was die Malschublade hergibt. Bunt, wild, voll und überlaufend. Nur die Seiten zwischen den Welten sind karg, schwarz-weiß. Allein die Schrift ist alarmierend rot und wie eine Leiter über die Seiten gesetzt. Gemeinsam mit Paula reisen wir durch Bilderwelten, die zum Schauen, Staunen und Entdecken immer neuer Kleinigkeiten einladen.
Nicht so geglückt: Das Cover dieses wirklich schönen Buches. Zuviel tummelt sich auf dieser Seite, die doch eigentlich einladen soll, Paula zu folgen. Doch es braucht einen langen Blick, um überhaupt zu sehen, was da auf dem Titelblatt geschieht. Schade. Hier wäre weniger wesentlich mehr gewesen.
Aber nichtsdestotrotz: Ein herrlich erfrischendes Buch über Toleranz, ohne mahnenden Zeigefinger, dafür mit viel Witz und tollen Zeichnungen!