Paula und die Leichtigkeit des Seins

Autor*in
, Drvenkar
ISBN
978-3-8270-5196-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
86
Verlag
bloomsbury
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2007
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Paula war mit vier ein ganz normales Mädchen. Erst mit sieben begann sie immer dicker zu werden. Sie wünscht sich so sehr leichter zu sein, denn keiner in ihrer Familie ist so dick wie sie. Nur Onkel Hiram, der zu Besuch kommt, stört es gar nicht, dass Paula so dick ist. Er freut sich einfach, Paula wiederzusehen und wirft sie wie früher in die Luft. Doch Paula kommt nicht mehr herunter. Ihr gefällt es in den Wolken. Aus ihrer Schwere wird Leichtigkeit!

Beurteilungstext

Weißt du, wie eine Krähe riecht?
"Das Leben ist manchmal wie eine Schneeflocke, die durch die Luft schwebt und bei der man denkt, die landet ja nie auf dem Boden." So schreibt Zoran Drvenkar, der Autor einer sehr poetischen und einfühlsamen Geschichte, in der es um die achtjährige Paula geht. Paula ist dick. Trotzdem schwebt sie wie eine Schneeflocke durch die Lüfte, schlägt Saltos und denkt nicht daran, auf die Erde herunterzukommen. Sie allein weiß, dass eine Krähe wie getrocknete Blumen in einer Tasse Fencheltee riecht. In der Nacht legt sie sich in die Äste einer Kastanie und schläft so gut wie nie. Paula hat Bücher und sie hat den Himmel, in dem ist sie leichter als eine Feder oder ein Taschentuch.
Früher glaubte sie bei jedem Schritt, dass der Boden sie schwerer macht. Im Schwimmbecken spürte sie, wie sie nach unten gezogen wird. Und manchmal fragte sie sich, ob sie Blei in den Füßen, Knien oder im Bauch hat. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als leicht zu sein, so leicht wie eine Libelle oder ein Taschentuch.
Paula wird zur Außenseiterin. Keiner in ihrer Familie und Verwandtschaft ist so dick wie sie. Das Mädchen versteckte sich in der Wiese, deckte sich mit Laub zu und wünschte sich, dass eine Million Schneeflocken niederfallen und sie verschwinden lassen.
Sensibel und liebevoll schildert Drvenkar, wie traurig, verletzlich und einsam sich Paula fühlt.
Doch das Leben steckt voller Überraschungen und beschert Paula den Besuch ihres australischen Onkels Hiram. Es ist wie ein Wunder: Auf seinem Arm hat sie fast kein Gewicht. Gern wirft er sie wie früher in die Luft und bekommt davon keine Rückenschmerzen. Paula fliegt und fliegt und kommt nicht mehr herunter. Aus ihrer Trauer wird Freude, aus ihrer Schwere Leichtigkeit!
Sie tauscht ihre neu gewonnene Freiheit und Zufriedenheit auch nicht gegen das Zusammensein mit ihrer Familie ein. Denn sie merkt, je näher sie der Erde kommt, desto schwerer wird sie. Von ihrer Familie umsorgt genießt Paula die Leichtigkeit des Seins. So vergeht der Sommer, der Winter kommt und mit ihm die Kälte und Einsamkeit. Vielleicht hätte Paula noch eine Weile in der Luft verbracht und wäre eines Tages heruntergekommen, denn sie vermisst es, mit ihrer Schwester Lolle rumzualbern. Sie würde gern jemanden ihre Träume erzählen, sich wieder mal streiten und sich von ihrer Mutter zudecken lassen.
Aber mit dem Frühling kommt der dicke Gunnar und Paula reicht ihm die Hand. "Die Einsamkeit packt ihre Sachen und die Langeweile geht gleich mit."
Zoran Drvenkar, der 2005 für sein Buch "Die Kurzhosengang" den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt, erweist sich mit diesem Kinderbuch als ein Meister von kurzen poetischen, bildhaften Beschreibungen ("und der Herbst rennt wie ein junger Hund übers Land und schüttelt die Bäume"). In kurzen Sätzen und mit einfachen Wörtern greift er einfühlsam und nicht ohne Humor das Thema des Dickseins auf.
Drvenkars Erzählstil entsprechend reduziert Peter Schössow seine Bilder auf das Notwendigste. Er gibt Paula ihre sympathische Gestalt und zeigt, - trotz reduzierter Bildersprache - dass es auch besondere Formen von Dicksein gibt. Seine Bilder, die Paulas Stimmungen und Gefühle wunderbar festhalten, sind im Blau-Orange-Ton gehalten und ergeben mit der blauen Schrift, die von rotgelben Linien gerahmt wird, eine harmonische Einheit von Text und Bild.
"Die Wahrheit ist, eines Tages landet jede Schneeflocke auf dem Boden", schreibt der Autor. Da das Leben aber voller Überraschungen steckt, lässt er seine Geschichte außergewöhnlich enden. Ganz bestimmt wird es viele Kinder geben, die beim Lesen dieses Buches zum Himmel schauen und nicht nur Paula oben schweben sehen.


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Diese Rezension wurde verfasst von gsh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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