Paula auf dem Ponyhof: Die Weihnachtskrone
- Autor*in
- Scheffler, Ursel
- ISBN
- 978-3-7891-0880-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Gerigk, Julia
- Seitenanzahl
- 60
- Verlag
- Oetinger
- Gattung
- Buch (gebunden)Erstlesebuch
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2018
- Preis
- 8,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Weihnachtsmarkt auf dem Ponyhof: Da gibt es viel vorzubereiten und auch schon für die Reiterkinder einiges zu helfen.
Beurteilungstext
Ponyhofgeschichten und Erstlesebücher - das riecht förmlich nach einer Ansammlung von Stereotypen und Klischees. Und leider bildet dieses Buch keine Ausnahme. Offensichtlich wird schon bei der Adressierung des Buches eine stereotypische Leser*innenschaft unterstellt: Rosa dominiert das Cover, ein Pony und ein Mädchen schauen uns an.
Auch die Figuration bedient verschiedene Stereotypien: Drei Kinder kommen vor: zwei Mädchen (Paula und Sine), die nett sind und reiten, und Paulas großer Bruder Titus, der die Mädchen vor allem ärgert. Die Rollenverteilung auf dem Ponyhof setzt das einseitige Geschlechterbild fort: Männer fahren Trecker und bauen die Verkaufsbuden zusammen, Frauen schmücken Scheune und Stände. Quoten-Zuwanderin Ayshe darf immerhin als Frau des türkischen Schneiders (also nicht als Schneiderin!) "aus Stoffresten Kissen, Tisch-Sets und Puppenkleider für den Weihnachtsbasar nähen" (S. 13). Und dann kommt noch ein bärtiger Mann im grauen Mantel und bittet um Nachtquartier - der "Landstreicher" (S. 32) ist im Gegensatz zu allen anderen Figuren inklusive der Ponys namenlos.
Leider entwickelt sich auch die Handlung reihend und vorhersehbar: Paula und Sine freuen sich auf die Vorbereitung eines Weihnachtsbasars auf dem Ponyhof, backen Zimtsterne, helfen hier und da, reiten zwischendurch, basteln aus der ausgedienten Erntekrone eine Weihnachtskrone, die in der Nacht nach dem Basar verbrennt: Mäuse hatten ein Starkstromkabel angeknabbert, aber zum Glück wird das Feuer von Paula und Sine entdeckt, so dass die Feuerwehr löschen kann, bevor die ganze Scheune abbrennt. Einzig die Handlung rund um die Weihnachtskrone ist ein wenig entfaltet, hier wird etwas Spannung aufgebaut. Ansonsten sind viele Handlungsstränge innerhalb von wenigen Sätzen aufgebaut und abgeschlossen. Schade, denn sicher hätte man den Stoff auch in einem Erstlesebuch besser entfalten und dabei stereotypische Darstellungen vermeiden können.
Ansonsten ist das Buch für die angegebene Lesestufe (Stufe 3 nach dem Oetinger-Konzept, am Übergang von Klasse 1 zu Klasse 2) angemessen: Einfache, nicht zu lange Sätze, große Fibelschrift, ein Lesewortschatz, der zwar einzelne Herausforderungen bereithält, insgesamt aber auf den Leseanfang gut abgestimmt erscheint. Und die Bilder gehen nicht über den Text hinaus, unterstützen damit vielleicht die Sinnentnahme. Die 16 Seiten Leserätsel am Ende sind allerdings wiederum überflüssig: viele Rätsel können gelöst werden, ohne das Buch gelesen zu haben, die anderen testen Leseverstehen ab. Ein Weiterdenken oder der Blick auf Aspekte literarischen Lernens wie Perspektivenübernahme oder Imagination werden nicht angeregt.
Somit liegt hier ein weiterer Band aus der Reihe "Paula auf dem Ponyhof" vor, der sicher von einigen Kindern (auch Jungen!) zum Lesen gewählt, aber kaum nachhaltigen Eindruck hinterlassen wird und nicht dazu auffordert, das Buch noch einmal zu lesen.
Christoph Jantzen