Patacloc Das Geheimnis von Berlin

Autor*in
Bertrand, Philippe
ISBN
978-3-941087-26-2
Übersetzer*in
Leonhard, Walter
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Bertrand, Philippe
Seitenanzahl
142
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
KrimiMärchen/Fabel/Sage
Ort
Berlin
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
11,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Alle reden von der Klimakatastrophe - 45 Jahre später spielt diese amüsante Geschichte: Die Menschen sind ausgestorben, Insekten sind in Menschengröße mutiert und leben in der zerfallenden Stadt. Völlig ohne Moral und ohne Tötungshemmung versucht eine Clique die Macht zu ergreifen, eine Mücke, die ein hoffnungsvoller Wissenschaftler ist, verhindert das und findet in der bildhübschen Libelle die Partnerin fürs Leben. Man sieht, auch mutierte Insekten sind wie Menschen.

Beurteilungstext

Man darf nicht erwarten, irgendwelchen Realita zu begegnen, es sieht immer nur so aus. Selbst das Berlin, das hier in Trümmern liegt, hat nichts mit dem Berlin zu tun, das heute verfallen könnte. So hätte die Stadt ausgesehen, wenn die Klimakatastrophe statt des 1. Weltkriegs stattgefunden hätte. Und die Überreste des Schlosses MonBijou, in denen ein Großteil der Handlung spielt, sind seit 1958 spurlos verschwunden. Aber wenn Käfer und Wanzen Rektor der Humboldt-Universität oder Kriminalkommissare, wenn Maikäfer Journalisten sind und Goldkäfer und Motten Komplotte schmieden, spielt das auch nicht die große Rolle.
Übrig bleibt eine absurde Kriminalstory um eine Reihe von Morden, die ebenso insektenhaft sind wie die Versuche, gegen die zerfallenden Stadtreste anzukämpfen. Chaos und Anarchie machen sich breit, es gibt aber keine Verzweiflung, nur ein Sich-Verwundern und die Freude am Leben, Sarkasmus und Liebe.
Der Autor hat herrlich unwissenschaftliche Illustrationen beigetragen, die Insektengattung ist nur mit Mühe zu erkennen, sicherheitshalber sind allen Insekten auch das fünfte und sechste Bein abhanden gekommen. Absurd sind die fragmentarischen Bekleidungen, allesamt Reste derer der ausgestorbenen Menschen.
Umso wissenschaftlicher scheinen die Fußnoten zu sein, die jedes des vorkommenden Insekten kurz erklären. Es bleibt aber bei dem Anschein.
Das amüsante Klein-Klein der Geschichte erinnert mich sicher nicht zufällig an die Satiren des Heinrich Spoerl, dessen Maulkorb pp. vor gut 100 Jahren entstanden sind und der in Bertrand einen würdigen Nachfolger gefunden hat.

Besonders geeignet ist dieses Büchlein für Berliner aller Couleur, nicht etwa, weil Berlin hier vorgestellt würde, sondern weil so groteske Fehler enthalten sind. Und wer kann sich besser über so etwas aufregen als der echte Berliner? Schon Tucholsky schrieb darüber.
Das Quartformat ermöglicht, es in jede Tasche zu stecken. Und wer Humor hat, wird es genießen können.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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