Papa!

Schlagwörter

• Angst
• Familie

Teaser

Diese humorvolle kleine Geschichte über Monster im Bett und andere Schrecklichkeiten zeigt, dass fast alles im Leben eine Frage der Perspektive ist.

Beurteilungstext

Was für ein furchtbarer Gedanke. Man wacht des nachts auf und im Bett neben dem eigenen Kopfkissen liegt ein seltsames Wesen. Ein Monster? Verständlich, wenn man da erst einmal nach den Eltern rufen muss. Der Vater kommt auch verständnisvoll, sieht natürlich nichts - er schaut auch gar nicht hin - beschwichtigt und führt zur Mutter, die zu viel Torte als Ursache diagnostiziert und den Kleinen wieder ins Bett bringt. Komisch nur, wenn das seltsame Wesen ein Mensch und man selbst ein komisches grünes Wesen ist, das selbst mehr an ein Monster erinnert - den menschlichen Leser jedenfalls. In Philippe Corentins Buch ist es nämlich das Monster, das als Monsterkind vor dem Menschenkind erschreckt und auf seiner Seite des Bettes nach den Eltern ruft. Dabei ist diese Seite ein exaktes Abbild der Menschenwelt, nur eben mit Monstern als Protagonisten. Nachdem das Monster wieder im Bett ist, erwacht das Menschenkind, erschreckt sich ebenfalls, die gleiche Szene spielt sich wieder ab, nur seitenverkehrt auf der Menschenseite. Corentin karikiert damit unseren Normalitätsanspruch und zeigt, dass die Beurteilung einer Situation immer die Frage der eingenommenen Perspektive ist: und aus der erscheint das Menschenkind für das Monster eben als furchterregendes Ungeheuer. Allerdings durchschaut das Monsterkind die Parallelität der Situation und versöhnt sich schließlich mit dem Anblick des Bettnachbarn. Also muss man bei gegenseitigen Erschrecken nicht stehen bleiben. Über den Tellerrand zu denken wirkt hier heilsam.
Dieses reizende Bilderbuch zeigt die Relativität der menschlichen Urteilskraft an einem ganz alltäglichen Beispiel. Es lädt zum Schmunzeln, aber ebenso zum Nachdenken ein und kann wichtige Perspektiven eröffnen helfen. Die großformatigen Bilder sind in typischem Bilderbuchstil als einfache und farbige Bleistift-Aquarell-Kombinationen gemalt. Sie zeigen eine kleinbürgerliche Idylle, in der zum Teil nur die Protagonisten so gänzlich aus dem Rahmen fallen. Gerade dieser Widerspruch macht den besonderen Reiz diese Bilderbuchs aus, das nun in neuer Auflage wieder erschienen ist.