Opferland

Autor*in
Oberecht, Bettina
ISBN
978-3-570-40248-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
286
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
7,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nach jahrelangem Mobbing und mehreren Schulwechseln will Cedric sein letztes Schuljahr in einer Schule 40 km entfernt von seiner Familie hinter sich bringen. Es scheint gut zu gehen, er ist unauffällig, fast unsichtbar. Doch dann will seine Theatergruppe ein Stück über Mobbing spielen und er soll die Hauptolle spielen. Alles beginnt erneut! Oder doch nicht?

Beurteilungstext

Welch große Kraft Elternliebe und Zusammenhalt haben kann zeigt diese Geschichte um einen Jungen, der über neun lange Jahre Schulmobbing ausgesetzt ist.
Cedric verbringt eine glückliche unbeschwerte Kindergartenzeit, in der niemand der Meinung zu sein scheint, dass er irgendwie anders ist. Als er zur Schule kommt, ändert sich das schlagartig. Schnell merken seine Mitschüler, dass er sich gut ärgern lässt und treiben es immer heftiger. Cedric will weg hören, wegsehen, es ignorieren. Aber das geht nicht! Immer wieder bekommt er Schreianfälle, das ihm einzige Mittel sich zu wehren. Er will nicht schlagen! Seine Hilferufe verhallen ungehört, zumindest in der Schule. Bis auf eine rühmliche Ausnahme scheint kein einziger Lehrer zu sehen, was los ist. Immer wieder wechselt er die Schule, weil nichts mehr geht.
Seine Eltern glauben ihm, sehen, dass von ihm eine Form der Anpassung gefordert wird, die sie nicht vertreten. Ihr Kind muss sich nicht für Fußball interessiern, nur um dazu zu gehören. Er muss sich nicht schlagen, nur um zu sein wie die anderen Kinder. Sein Preis ist hoch.
Die Autorin versteht es meisterhaft trotz aller bedrückenden Schilderungen stets einen Funken Hoffnung auf Veränderung blinken zu lassen. Sie räumt gründlich mit der Meinung auf, dass der Gemobbte selbst einen gehörigen Anteil an seinem Mobbing habe. Er brauche sich ja nur nicht so haben, es nicht so schwer nehmen, sich ein wenig mehr, wie die anderen verhalten.
Die größten Kraftspender sind die Eltern, die ihr Kind nicht aufgeben, die selbst zunehmend leiden, aber ihrem Kind zu keiner Zeit die Schuld an den unhaltbaren Zuständen und an seiner katastrophalen Behandlung von Mitschülern und Pädagogen geben. Deutlich wird auch, dass jeder Gemobbte so damit beschäftigt ist, zu überleben, dass er gar nicht merkt, dass es noch mehr Opfer gibt. Auch Cedric geht es so. Erst als seine Freundin ihm gesteht, dass sie selbst einmal ein Mobbingopfer war und zu ihm hält, hat er die Kraft, sich dageen zu stellen. Nun sieht er auch, dass es noch andere an seiner Schule gibt, die ebenfals gemobbt werden.
Am schlechtesten kommen die pädagogischen Mitarbeiter in dieser Geschichte weg. Es scheint nur sehr Wenige zu geben, die Mobbingdynamik verstehen, sehen und engagiert dagegen angehen. Wie gefährlich eine solche Situation ist, zeigt Cedrics Überlegung am Ende des Buches: Er ist kein Selbstmörder, kein Verrückter und kein Amokläufer geworden.

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Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.10.2015