Opfer - Lasst uns hier raus

Autor*in
Wung-Sung, Jesper
ISBN
978-3-423-62670-5
Übersetzer*in
Buchinger, Friederike
Ori. Sprache
Dänisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
142
Verlag
Hanser
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die Corona-Krise vorweggenommen? Eine kleine dänische Landschule wird einer Quarantäne wegen einer besonderen Krankheit unterworfen. Schüler und Lehrer dürfen das Gelände nicht mehr verlassen, wer es trotzdem versucht, wird von einer Drohne abgeschossen. Nach und nach sterben alle Lehrer und auch die meisten Schüler an der merkwürdigen Krankheit.

Beurteilungstext

Jesper Wung-Sungs dystopischer Roman stammt schon aus dem Jahr 2013 und wurde 2016 bereits bei Hanser veröffentlicht. Es gehört in Dänemark zu den beliebtesten Schullektüren. Wung-Sung hat in Dänemark viele wichtige Preise bekommen, in Deutschland wurde sein Folgeroman zum Thema Krebs „Weg mit Knut“ (2017 bekannter. Ähnlich wie „Nichts“ seiner dänischen Kollegin Jane Teller ist „Opfer – Lasst uns hier raus“ eher eine philosophische Parabel, die uns natürlich angesichts unserer Erlebnisse mit der Corona-Quarantäne aber besonders nahe geht und gar nicht mehr unrealistisch erscheint. Es beginnt harmlos: Der Schulleiter verkündet allen Schülern, dass sie ein wenig in der Schule bleiben müssen, weil eine Kollegin an einer ansteckenden Krankheit angesteckt wurde. Eine Delegation von drei Herrn organisiert die Quarantäne, die sich dann Wochen hinzieht. Auch Kontaktversuche per Internet oder Handy scheitern, so dass die Schulgemeinschaft den Eindruck bekommt, dass die Umwelt sie vergessen hat.
Und plötzlich ist alles anders: Gruppendynamische Prozesse spitzen sich zu, eine Ordnung ist trotz der Versuche der Lehrer nicht aufrechtzuhalten, nachdem mehr und mehr Menschen an der Krankheit sterben und auf dem Sportplatz vergraben werden. Als dann am Ende alle Lehrer gestorben sind, müssen die Schüler selbst versuchen, mit Unterricht für Kleinere, Organisation der Krankenbetreuung und der Versorgung etc. ihren Alltag zu regeln. Erzählt wird dies aus der Sicht des ca. 14-jährigen Benjamin, des Sohns des Schulleiters, der sich am Ende zwischen zwei rivalisierenden Gruppen befindet, von denen die eine einen Ausbruch plant, die andere das Aufgeben und den gemeinsamen Selbstmord vorbereitet. Das Ende bleibt offen und lässt den Leser etwas ratlos zurück. Aber eigentlich geht es auch in dieser Parabel nicht um die Action, sondern vor allem um die Frage, die Benjamins Vater kurz vor seinem Tod stellt: „Gibt es einen Punkt in unseren Köpfen, an dem der Wahnsinn uns dazu bringt, das Elend anderer zu akzeptieren?“ (S. 76) Eine Aussage wie diese ist angesichts der Triage-Probleme in der Corona-Zeit zu neuer Aktualität gelangt. Es lohnt sich also, den Roman gerade jetzt im Unterricht zu lesen. Besonders eindrücklich ist der verknappte Stil des Romans, manche Kapitel umfassen nur wenige Zeilen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPAK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 15.06.2020

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