Opa und der fliegende Hund

Autor*in
Lott, Anna
ISBN
978-3-401-71591-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Grote, Anja
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Würzburg
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Karla wartet auf ihren Großvater. Er ist „weg“ - für immer sagen die Eltern. Aber sie versteht nicht wirklich, was das bedeutet.

Beurteilungstext

„Vom Abschied und Vermissen – ein Bilderbuch, das tröstet“. So wird „Opa und der fliegende Hund“ auf der Rückseite des Covers beworben. Die meisten Erwachsenen haben Angst davor, Kindern sagen zu müssen, dass ein wichtiger Mensch gestorben ist. Bücher können da hilfreich sein.

Leider ist Karlas Geschichte dafür nur bedingt zu empfehlen. In der Annahme, dass man kleine Kinder schützen muss, lässt man sie oft nicht teilhaben an Sterben, Tod und Trauer. Das ist Karla offenbar auch passiert. Obwohl sie, wie es die Geschichte erzählt, jeden Nachmittag mit Opa verbracht hat, ist er einfach „weg“. Sie scheint nichts darüber erfahren zu haben, wie er gestorben ist oder in anderer Weise in den Abschied einbezogen gewesen zu sein.

Das Wort „tot“ oder „gestorben“ kommt im gesamten Text nicht vor. Sie vermisst den Opa, die Eltern haben keine Zeit. Was Kinder in solchen Situationen aber wirklich brauchen, sind Sachinformationen, eine ehrliche Sprache und vor allem Beteiligung. Nichts von dem findet sich hier wieder. Karla ist einfach nur allein, traurig und ratlos.

Zum Glück taucht aus dem Nichts ein Hund auf, der sie an Opa erinnert und mit dem sie wie früher einen unbeschwerten Nachmittag auf Opa-Art verbringt. Hier erzählt das Buch sehr schön, wie hilfreich der Kontakt zu einem Tier oder auch zu verständnisvollen Menschen sein kann, mit dem man sich zusammen erinnern und sich den Verstorbenen wieder heranholen kann.

Und so zeigt die Handlung an dieser Stelle auch gut, dass es gerade in solchen Situationen dazu kommen kann, dass einen der Schmerz überwältigt.
Genau zu dem Zeitpunkt, als das Spiel mit dem Opa-Hund am schönsten und die Erinnerung am intensivsten ist, wird Karla von einer Welle aus Angst und Traurigkeit buchstäblich ins Schwarze gezogen. Und doch kann es heilsam sein, solche Phasen zu durchleben. Karla wird in ihrer Verzweiflung von den Eltern aufgefangen, die plötzlich auftauchen, das Mädchen in ihrem Schrecken nicht allein lassen und im Gespräch über den fehlenden Opa auch trösten können.

Dies zu schildern gehört zu den Stärken des Buches. Der schöne Nachmittag mit dem Hund endet wieder mit einer Verlusterfahrung, denn der Hund gehört einer alten Frau und kann nicht bei Karla bleiben. Die Autorin verzichtet auf billigen Trost, auch wenn man es dem Mädchen gewünscht hätte, wenigsten ein bisschen in Kontakt mit dem Opa-Doppelgänger bleiben zu können. Dafür hat sie jetzt offenbar die Eltern an ihrer Seite.

„Opa und der fliegende Hund“ hat schöne Ideen und auch wichtige Gedanken in Bezug auf die Trauer um einen geliebten Menschen. Es vermittelt, wie stark das Gefühl sein kann, jemanden zu vermissen und wieviel Angst die Erkenntnis auslösen kann, dass jemand tot ist und nie mehr wiederkommt. Die Autorin wagt sich jedoch nicht ganz an die Härte des Themas heran.

Das zeigt sich nicht zuletzt auch in der Bildgestaltung, die sehr dem Kindchenschema verhaftet und in allem zu niedlich und harmlos ist und auch den Umgang mit einem fremden Hund allzu verharmlosend darstellt. Schon Kindergartenkinder halten aber oftmals sehr viel mehr aus, als Erwachsene meinen. Wichtig ist, dass sie nicht allein gelassen und übergangen werden und dass sie die Möglichkeit bekommen, auf ihre ganz eigene Weise zu trauern. Trotzdem kann das Buch ein guter Einstieg sein, mit Kindergarten- und Grundschulkindern über Verlustängste und Trost zu sprechen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ame; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.05.2021

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