Ödipus. Das Findelkind

Autor*in
Pommaux, Yvan
ISBN
978-3-89565-395-7
Übersetzer*in
Scheffel, Tobias
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Pommaux, Nicole
Seitenanzahl
48
Verlag
Moritz Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2021
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die Kinder bitten ihren Großvater um eine richtig gruselige Geschichte aus der Sagenwelt. Er entscheidet sich für die grausamste aller Geschichten: die von Ödipus.

Beurteilungstext

König Laios von Theben und seine Frau Iokaste erwarten ihr erstes Kind.
Um sich Gewissheit über die Zukunft seines Nachfolgers zu verschaffen, befragt der Herrscher das Orakel von Delphi. Die Vorhersehung lautet:
Dieser Sohn wird seinen Vater erschlagen und seine Mutter heiraten.

Solch ein Geschehen muss unbedingt verhindert werden und daher beauftragt Laios seinen treuesten Diener, den Knaben gleich nach der Geburt in der weiten Wildnis auszusetzen. Ein aufmerksamer Hirte findet jedoch das Menschenbündel und überbringt es dem kinderlosen Königspaar seiner Heimatregion Korinth. Die nehmen überglücklich das Kind als ihr eigenes an und nennen es Ödipus. Der wächst heran, wird erwachsen und lauscht den Gerüchten über seine wahre Herkunft. Auch ihn verlangt es nach Gewissheit.

Er macht sich auf den Weg nach Delphi und erhält von dem Orakel die gleiche Antwort wie sein leiblicher Vater vor vielen Jahren. Blind vor Wut und Enttäuschung über das Gehörte zerschlägt Ödipus alles, was sich ihm in den Weg stellt und tötet dabei unwissentlich seinen eigenen Vater. Er traut sich nun nicht mehr nach Theben und zu seinen Zieheltern zurück und begibt sich auf Wanderschaft. Sein Weg führt ihn nach Theben. Der Zugang zur Stadt wird ihm von einem Ungeheuer in Gestalt eines Sphinx versperrt. Nur wer das von ihm gestellte Rätsel errät, darf die Stadt betreten. Ödipus findet die Lösung und befreit somit Theben.

Aus Dankbarkeit ernennen die Bewohner ihn zu ihrem neuen König und fordern ihn auf, die verwitwete Iokaste zur Frau zu nehmen. Der Ahnungslose willigt ein. Doch das Schicksal gibt keine Ruhe, Theben wird von der Pest befallen. Abermals wird das Orakel um Rat gefragt und es prophezeit, dass ein Ende der Plage einsetzen wird, sobald Laios' Mörder gefunden ist.

Die Suche beginnt, und mit Unterstützung des alten Sehers wird die Wahrheit ans Licht gebracht und Ödipus werden die Augen geöffnet. Die daraus folgende Erkenntnis ist für ihn so unerträglich, dass er sich selbst straft.

Ist so ein anspruchsvoller Lesestoff überhaupt für Kinder geeignet? Warum nicht! Der Inhalt enthält alles, worauf es im Leben ankommt: Herkunft und Bildung, um Erfahrung, den Umgang mit dem Schicksal und der Wahrheit sowie der Ablösung vom Elternhaus. Es geht um Tugenden, die nötig sind, um ein friedliches Miteinander zu ermöglichen und auch um die Erkenntnis, dass unrechte Taten bestraft und gesühnt werden müssen.

Der Verlag schlägt ein Lesealter ab 8 Jahren vor. Das Mitlesen von Erwachsenen kann eine hilfreiche Unterstützung für kleine Leser*innen sein, besonders wenn es um die Deutung der psychologisch angelegten Erzählung geht.

Yvan Pommaux hat für die Illustration eine realistische Maltechnik gewählt. Die Gemütsverfassungen und körperlichen Qualen der Handelnden sind ausdrucksstark gezeichnet. Die Landschaften und Architektur entsprechen den Vorstellungen von Griechenland und seiner Antike. Nicole Pommaux hat die feinen Zeichnungen mit sanftem Grün, Grau und Ocker farblich unterlegt. Wenige kleine Spritzer Rot verweisen auf die Dramatik der unrechten Taten. Manche Szenen füllen eine ganze Buchseite aus, (Format 23 x 30,5 cm), andere sind mehrfach auf der gegenüberliegenden Seite angeordnet. Hin und wieder erscheinen darin zusätzlich eingerahmte Geschehen und wirken somit wie ein eingefügtes Bühnenbild. Diese lebendige Illustration des Autors unterstreicht die Spannung der Erzählung.

Der Text ist übersichtlich den Zeichnungen zugeordnet, die Sprache sehr klar und eindeutig. Oft beschränkt sich der Autor nur auf Hauptsätze, was zum guten Verständnis des umfangreichen Inhalts beiträgt.
Ein sehr empfehlenswertes, ausgefallenes und kluges Kinder-Bilder-Lesebuch für Jung und Alt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mam; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 21.05.2021

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