Oben, unten und lange her

Schlagwörter

• Forschen
• Natur
• Tiere
• Umweltschutz/Klima

Teaser

Aus dem breiten Spektrum der Tier- und Pflanzenwelt werden in einer bilderbuchartigen Aufmachung punktuell vorwiegend Tiere, weniger Planzen vorgestellt, welche - so versteht sich der Buchtitel - räumlich (ober- und unterhalb des Meeresspiegels) sowie zeitlich (etliche Jahrhunderttausende von Fossiljahren zurück) physisch und gedanklich schwer erreichbar sind. Noch lebende Fossilien wecken das Interesse für die Zeit von vor 400 Millionen Jahren. Der künstlerisch ausgefallenen Illustrationsweise liegt eine aufwendige Linoldrucktechnik zugrunde.

Beurteilungstext

In dem Hardcover-Buch finden sich auf den 66 Seiten 24 Objekte aus den Bereichen Pflanze, Tier und Fossil.
Der in relativ großer Schrift gefasste Text und die ganzseitigen Abbildungen füllen jeweils eine Doppelseite. Am Buchende informieren zusätzliche eine Weltkarte über die Aufenthaltsorten der thematisierten Tiere/Pflanzen und Fossilien sowie ein relativ umfangreiches Glossar und Register.
Das Thema, welches sich das Buch stellt, darf als gelungen bezeichnet werden: 16 Tiere und 8 Pflanzen aus der jetzigen Zeit und sowie Fossilien aus lang zurück liegender Zeit werden mit ihren besonderen Eigenschaften ansprechend und spannend beschrieben. So lernt der Leser etwa aus dem "Oben"-Bereich die Blattohrmaus kennen, die in 68000 Metern Höhe in der dünnen Luft noch zu überleben weiß. Vom Quastenflosser ("Lange her") erfährt er, dass dieser Fisch von einer Population abstammt, die es bereits vor 400 Millionen Jahren gegeben hat. So auch gibt es Höhlen- und Meeresbewohner ("Unten") , welche unter unvorstellbaren Bedingungen leben können, was mitunter sogar den Wissenschaftler sprachlos macht. Schmunzeln wird der Leser über die etwas naive Feststellung, das der Sternnasenmaulwurf nur 120 Millisekunden braucht, um "etwas Fressbares zu erkennen und zu verschlingen. Welcher geniale Forscher das wohl gemessen haben mag?
Diesen spannenden und unterhaltsamen Aussagen seien nun die Abbildungen gegenübergestellt. Für den unbedarften Leser sind diese mit den Textinhalten schwer in Einklang zu bringen. Das mag daran liegen, dass dem Illustrator weniger an Realitätsnähe gelegen ist als viel mehr an einer künstlerischen Betonung. Dies ergibt sich durch eine Zeichentechnik, deren Elemente vorwiegend bestimmt werden durch gerade und gebogene, dicke und dünne, kurz und lange Striche wie auch Punkte. So werden die thematisierten Objekte nicht realitätsnah genug abgebildet und heben sich zu wenig vom Hintergrund ab. Darüberhinaus wechselt die Hintergrundfarbgebung von Seite zu Seite, also etwa von grünschwarz, hellbraun, orange.
Der verunsicherte Leser findet angesichts dieser Diskrepanz zwischen Textinhalt und Bildausdruck keine Erklärung im Buch. Die Linoldrucke werden schon - so der einführende Kommentar auf der letzten Seite Hardcover-Seite - in diesem wunderschönen Buch "die Texturen und Muster der Natur enthüllen". Zwischen den Zeilen klingt der künstlerische Anspruch heraus.
Der künstlerisch versierte Leser mag vielleicht noch am ehesten vom Buch angetan sein. Doch deckt sich der inhaltlich anspruchsvolle Text schlecht mit den künstlerisch verfälschenden Abbildungen. Wäre es etwa für den jungen Leser nicht viel spannender, den Riesenhai in natura abgebildet zu sehen als nur im gestreiften Grün-Schwarz-Weiss-Look?