Nur Meer und Himmel. Die Geschichte meines Großvaters

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Teaser

Der Junge Michael hat einen Traum - immer, bevor sein Großvater zu Besuch kommt. Erst viel später erfährt er, dass er dem wahren Schicksal seines Großvaters gar nicht so unähnlich ist.

Beurteilungstext

Michaels Großvater ist gruselig. Er ist still und zurückgezogen, aber vor allen Dingen sieht er schlimm aus. Sein Gesicht ist entstellt und seinen Händen fehlen fast alle Finger. Michael darf ihn nicht ansehen, und doch tut er es. Später besucht er den Großvater und zwischen den beiden stillen Menschen entsteht ein unsichtbares Band. So erzählt ihm der Großvater eines Tabes die ganze Geschichte: Von seiner Zeit bei der Handelsmarine während des Krieges, von dem Torpedoangriff und seinem Freund Jim, der ihn löschte und rettete, von der Zeit im Rettungsboot und dem kleinen Fünkchen Hoffnung, vom Krankenhaus und dem Weg zurück ins Leben, und von seiner Frau Annie, die schließlich gehen musste, weil sie es nicht mehr aushalten konnte.
Morpurgo erzählt diese Geschichte einfach und sachlich; eine Erinnerung an die Kindheit ohne jeden Pathos und erschreckend ehrlich und direkt. Im geht es nicht um Rehabilitation und Schulzuweisung, Parteinahme und Opferhaltungen. Seine Geschichte ist die von Menschen, die ein Schicksal teilen, in dem Glück und Unglück zu nahe beieinander liegen, als dass es gut zu ertragen wäre. Und er erzählt von Wunden, die zu tief sind und die schliecßlich doch noch heilen können - wenn auch erst, als der Großvater letztlich stirbt.
Als bebildertes Buch setzen die Siebdrucke Gemma O'Callaghans die Geschichte eindrücklich in Szene. Aus unterschiedlichen Perspektiven, teils aus weiter Ferne aber auch als Zoom- oder Detailaufnahme zeigen sie reduzierte Szenarien, in denen die Menschen zu eine Ebene der Handlung darstellen und andere Blickrichtungen und Handlungsschichten aufscheinen.
Gemeinsam setzen Bilder und Texte diese schmerzreiche und doch unendlich tröstliche Geschichte einzigartig in Szene. Das Buch kann Leser allen Alters bewegen und ein Nachdenken über das Leben und seine Wege anregen. Es holt aus dem Trott des Alltags und erzählt schonungslos und direkt, ohne voyeuristisch schamlos zu werden. Es ist ein ausgezeichnetes Werk über ein schweres Thema - auf jeden Fall zu empfehlen.