Nur Meer und Himmel - Die Geschichte meines Großvaters

Autor*in
Morpurgos, Michael
ISBN
978-3-7373-5210-9
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe. Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
O´Callagahn, Gemma
Seitenanzahl
56
Verlag
MeyersDuden
Gattung
Ort
Frankfurt/Main
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein junger Mann, Fischer von Beruf und frisch verheiratet, wird im zweiten Weltkrieg als britischer Marinesoldat verwundet, überlebt mit schwersten Verbrennungen, wird von der Frau verlassen und von der Tochter nur mit Mühe akzeptiert, von seinem Enkel aber, dem Ich-Erzähler Michael, am Ende doch verstanden und geliebt.

Beurteilungstext

Die Geschichte meines Großvaters ist die Geschichte einer Heilung. Nicht die sichtbare Verletzung wird hier geheilt, nicht die verbrannte Haut ersetzt, nicht die verlorenen Finger an der Hand, auch nicht die Lippen und das Ohr. Hier geht es um die Heilung durch Verstehen. Wir verstehen, was ein junger Mann in einem großen Krieg erlitten, und wir verstehen auch, was eine junge Frau dazu getrieben hat, den Bemitleidenswerten, dessen Gesicht sie nicht mehr erkennen, nicht mehr betrachten, geschweige denn berühren kann, zu verlassen. Und wir verstehen auch den Enkel, der gegen die Weisung seiner Mutter, den Unansehnlichen nicht zu anzusehen, verstößt; der seine Augen nicht von den Verwundungen des Großvaters abwenden kann und in ein beinahe zwanghaftes Starren verfällt, sobald der alte Mann ihm gegenüber sitzt. Dieser Verstoß aber ist die Grundlage dessen, was wir am Ende des Buches als Heilung empfinden. Denn er bringt erst den Großvater dazu, dem Enkel die Geschichte seines Lebens zu erzählen, bringt Großmutter und Mutter, also Mutter und Tochter wieder zusammen und lässt sie gemeinsam den Tod des Großvaters als Neuanfang erleben. Michael Morpurgo ist mit diesem Buch etwas Unglaubliches geglückt, eine Erzählung frei von Pathos und Übertreibung, erschreckend und berührend schön zugleich, ein Buch, das überdies auch in der Lage ist, den Horizont der von Deutschen verursachten Leiden zu erweitern, die Leiden Anderer als die von Menschen, nicht von Zahlen, zu begreifen und Mitleid zu wecken. Die Siebdrucke von Gemma O`Callaghan geben der Erzählung Raum. Sparsam und verhalten in Form und Farbigkeit wollen sie nicht mehr sein als das Wort, sind einfach da wie eine Küstenlandschaft einfach da ist und geben uns ein Gefühl von Sicherheit.

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Diese Rezension wurde verfasst von wbbf.
Veröffentlicht am 01.01.2010