Nur ein kleines bisschen

Autor*in
Tallec, Olivier
ISBN
978-3-8369-6121-9
Übersetzer*in
Kronenberger, Ina
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Tallec, Olivier
Seitenanzahl
36
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2021
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein amüsantes und zugleich tiefsinniges Bilderbuch über ein Eichhörnchen, das eigentlich schonend mit seinem Baum umgehen möchte, dabei aber von seiner eigenen Gier einen Strich durch die Rechnung gemacht bekommt.

Beurteilungstext

Mal wieder ist es Olivier Tallec gelungen, ein Bilderbuch zu gestalten, das Unterhaltung und Tiefgang zugleich bietet, mehrere Bedeutungsebenen eröffnet und einen für Kinder wie Erwachsene interessanten Lesestoff darstellt. In diesem Werk kehrt sein bereits aus „Das ist mein Baum“ bekanntes Eichhörnchen zurück. Die im Vorgängerbuch schon sehr gierig und gleichzeitig liebenswert gezeichnete rotpelzige Hauptfigur, die ihren Baum mit allen Mitteln vor anderen beschützen wollte, setzt sich in diesem Buch erneut mit ihrem Baum auseinander, dieses Mal allerdings auf andere Weise: Es geht um den behutsamen, ressourcenschonenden Umgang mit ihm. Zunächst erklärt das Eichhörnchen den Leser*innen, dass es sehr wichtig sei, immer nur so viele Zapfen zu essen, wie man gerade braucht, nicht alle auf einmal, da der Baum „superempfindlich“ sei. Es nimmt einen, noch einen, noch einen… und bald sind keine mehr übrig. Das sei jedoch gar nicht schlimm, erklärt es weiter, denn es gäbe ja noch die köstlich schmeckenden Nadeln! Auch von diesen solle man nur ein paar essen… Als die Nadeln auch alle verzehrt sind, ist das Eichhörnchen immer noch guter Dinge, denn der Baum hätte ja noch die Zweige, „[u]nd davon hat er wirklich reichlich“. Man kann sich vorstellen, wie es weitergeht: Die Zweige fallen zwar nicht dem Verzehr anheim, sondern werden als Feuerholz verwendet, später nagt das Eichhörnchen auch noch die Wurzeln an, und am Ende des Buches ist vom wunderschönen, großen Baum lediglich ein kleiner Stumpf geblieben. Die Folgen für das Tierchen: Es ist den Blicken der Menschenkinder, die plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen, hilflos ausgeliefert und muss den Hinweis, der vorher für den Baum galt, nun auf sich ausweiten, in Hoffnung auf das Beste: „Ein Eichhörnchen ist superempfindlich, man muss gut darauf aufpassen!“ So komisch diese Endszene wirkt, so viel Ernsthaftigkeit und Schwere steckt auch in ihr, ist doch der gedankliche Weg zu den Themen Klimawandel, Waldsterben und Konsumgesellschaft nicht weit. Eine gewisse Bedrohlichkeit der Situation kommt zum Ausdruck, da deutlich wird, dass das Eichhörnchen, das zunächst so schonungslos mit den Ressourcen des Baumes umgegangen ist, nun selbst seines Schutzes beraubt ist und sich in einer hilflosen Position befindet. Derartig schwierige Themen mit Witz und auf eine verspielte Art und Weise anzuschneiden, kann als eine der großen Stärken dieses Buches gezählt werden.
Wie auch im vorhergehenden Buch nehmen die Illustrationen die gesamte Seite oder gar Doppelseite ein und sind im malerischen Stil gestaltet, einzelne feine Pinselstriche im Fell des Eichhörnchens oder im Grün der Nadelspitzen sind sichtbar. Zu Beginn der Geschichte sind die Illustrationen teilweise pluriszenisch aufgebaut, was die Gier und Schnelligkeit, mit der das Eichhörnchen die Zapfen und Nadeln verputzt, noch einmal besonders hervorhebt. Die Mimik des possierlichen Tierchens ist unglaublich ausdrucksstark, vor allem seine Augen tragen viel zur Stimmung und Atmosphäre des Buches bei. Der Text ist teilweise repetitiv, einzelne Phrasen wie „Ein Baum ist super empfindlich, man muss gut auf ihn aufpassen“ kommen immer wieder vor, was beim gemeinsamen (Vor-)Lesen viel Freude macht und junge Rezipient*innen zum Mitsprechen anregt. Sätze wie „[I]rgendjemand futtert die Zapfen sowieso, warum dann nicht gleich ich?“ können dazu führen, dass sich Leser*innen auf liebevolle Art ertappt fühlen und mit ihrem eigenen Konsumverhalten auseinandersetzen. Alles in allem ein wundervoll vielschichtiges, gleichermaßen amüsantes wie tiefsinniges Buch, das wärmstens empfohlen werden kann!
Johanna Altmann

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Diese Rezension wurde verfasst von jalt; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 29.10.2021

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