Nur ein bisschen Wasser

Autor*in
Ilustrajo, Mariajo
ISBN
978-3-407-75668-8
Übersetzer*in
Stohner, Anu
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Ilustrajo, Mariajo
Seitenanzahl
36
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Weinheim
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein kleines Äffchen kämpft bei einsetzendem Hochwasser gegen die Gleichgültigkeit der Gesellschaft, die dadurch in ihren Lebensgewohnheiten stark beeinflusst wird.

Beurteilungstext

Mit witzigen Zeichnungen der Tiergesellschaft in schwarzer Farbe, grauen Tönen und mit viel Türkis auf nahezu jeder Seite, illustriert Mariajo Ilustrajo ihr erstes Kinderbuch. Ein weiterer Farbtupfer ist der gelbfarbene Schwanz eines kleinen Äffchens, das zum unscheinbaren, aber wichtigsten Akteur in dieser Geschichte wird.

In auktorialer Erzählweise erfahren Leser und Leserinnen von den Vorkommnissen in der Stadt und den Erlebnissen des kleinen Äffchens. Aus dieser Perspektive wird von den Bemühungen um Aufmerksamkeit und Beachtung bei der Bewältigung des entstandenen gesellschaftlichen Problems erzählt. - Das Äffchen spürt eines Morgens eine Veränderung in der Stadt. Denn an diesem Sommertag steht plötzlich überall knöchelhoch das Wasser. Alle Bewohner, und das sind in dieser Geschichte die Tiere: Elefanten, Ziegen, Mäuse, Giraffen, Bären, Löwen – eben alles, was das Tierreich so hergibt, wirklich alle gehen nassen Fußes zu ihrer Arbeit, in die Schule, zum Einkaufen. Niemand scheint diesen Umstand wahrzunehmen, alle streben konzentriert ihren Zielen entgegen. Das kleine Äffchen sieht man dabei, wie es immer wieder die anderen anspricht, sie auf etwas aufmerksam machen will, aber niemand achtet auf es. Selbst als ihnen der Wasserspiegel bis zu den Knien reicht, führt das nur zu Erklärungen wie: „Ein Nilpferd soll den Wasserhahn nicht zugedreht haben.“ „Ach Unsinn, das waren die Politiker!“

In den Schulstunden empfinden die tierischen Schüler und Schülerinnen es als überaus lustig, und spielen mit der nassen Abwechslung. Der permanent steigende Wasserspiegel führt zu allerlei Strategien, den Alltag auf neue Weise zu organisieren. Sei es, dass die Mäuse mit Kanu und Rettungsboot durch die Gegend fahren oder immer zahlreichere kleinere Tiere sich Luft über Sauerstoffflaschen, Schnorchel und Taucherhelme zuführen. Nur die Giraffen mit ihren langen Hälsen haben noch keine Probleme. Allmählich jedoch spüren alle Tiere die täglich steigenden Einschränkungen ihrer persönlichen Möglichkeiten immer stärker, und sie fragen sich, was man dagegen tun könne. Das kleine Äffchen, das auf jeder Buchseite um Aufmerksamkeit bittet und eine Lösung präsentieren will, beachtet allerdings immer noch niemand. So kommt es allmählich zu Protesten wie: „Unter Wasser leben ist Mist!“ und Forderungen nach Hilfe werden auf Transparenten durch die Unterwasserwelt getragen. Schlussendlich landet die protestierende Stadtbevölkerung vor dem Äffchen. Es erläutert, dass alle gemeinsam mit anpacken müssen, dann sei es zu schaffen! Kurzerhand ziehen alle Tiere gemeinsam an einer langen, langen Schnur, und befördern dadurch den Stöpsel aus dem Ablauf im Boden. „Schlurps!“, macht es, und ruckzuck sieht die Welt verändert aus. Die wiederum daraus resultierenden Probleme wissen die Tiere nun schneller zu lösen – nämlich gemeinsam! Die Botschaft dieses Buches lautet: Achtet aufeinander, hört auch Minderheiten zu, agiert gemeinsam zum Wohle aller.

Mit feinem Strich, Acrylfarbe, Bleistiftzeichnungen und einer Passion für Drucktechniken verdichtet Mariajo Ilustrajo ihre Kreativität zu einem Buch für Sammler und Sammlerinnen künstlerischer Buchproduktionen. Häufige Perspektivwechsel verlangen große Aufmerksamkeit und Flexibilität bei der Verfolgung der Geschichte über die unterschiedlichen Handlungsorte hinaus. Sind die Bildelemente auch seitenfüllend, ohne die in die Bilder eingestreuten Textschnipsel geht es nicht. Redebeiträge sind typographisch abgesetzt von der Erzählebene und werden den einzelnen Tieren mit feinem Strich zugeordnet, ähnlich wie in einem Comic. Auch dadurch enthält das Bilderbuch Elemente aus einem Skizzenbuch. Schrifttype und verwendete Zeichenstifte für die Bilder kooperieren gestalterisch durch feine Linien. Die Erzählpassagen sind in Versalien und gesperrt gesetzt, während die Monologe und Dialoge in Fließtext und in nicht gebundener Schreibschrift gesetzt sind. Die Satzgestaltung orientiert sich auf einigen Seiten sogar direkt am Bildinhalt, wie auf der Doppelseite mit der Treppenszene: Dort sind die Sätze treppenstufenartig angeordnet, wie auch die Tiere Treppen auf- und abgehen. Hier zeigt sich die große künstlerische Passion der Autorin Mariajo Ilustrajo für Gestaltung von Druck und Graphik. All das macht das Buch für ältere Kinder und Erwachsene interessant.

Der Beltz & Gelberg-Verlag bewirbt das Bilderbuch für Kinder ab vier Jahren. Gleichsam dürfte es mit Blick auf die visuelle Sprache der Bildgestaltung für Erwachsene ebenso seinen Reiz haben. Es schildere „erhellend humorvoll (die) Folgen des Klimawandels“. Das kann man finden, wie man will, wirklich einleuchtend scheint die verharmlosende Einordnung nicht zu sein, denn die Folgen des Klimawandels werden in heutiger wissenschaftlicher Sichtweise eher als bedrohlich und nachteilig für die Menschheit bewertet. Hier drängt sich der Eindruck auf, als stülpe der Verlag Ilustrajos Bilderbuch einen aktuellen gesellschaftspolitischen Umhang über, um auch im Bilderbuchsegment eine Antwort auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu präsentieren.

Anmerkung

Der pädagogische Einsatz in Elementarbereich und Schule verlangt eine gute Zielformulierung im Vorfeld, es wäre schade, es beim reinen Vorlesen zu belassen. Das Buch setzt Anreize zum Philosophieren, zum kunstkritischen Betrachten und zur Entwicklung von bürgerschaftlichem Engagement im Sinne von Partizipation unterschiedlichster Gesellschaftsgruppen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ksw; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 19.12.2022

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