Nordische Götter- und Heldensagen

Autor*in
(Hrsg.), Mudrak
ISBN
978-3-401-40001-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
349
Verlag
Arena
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Würzburg
Jahr
2005
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Eine Auswahl aus dem Schatz germanischer Sagen in Nacherzählung

Beurteilungstext

Dieser Band ist auch unveränderter Bestandteil der Großausgabe "Germanische Sagen". Die Erstausgabe ist 1954 erschienen, aber das geht nur aus dem knappen Impressum des Buches hervor. Ganz sicher hätte diese Information zumindest aber unter dem Nachwort des Autors stehen müssen, das nun den Eindruck erweckt, den heutigen Stand der Forschung und Wissenschaft widerzuspiegeln. Und das ist ganz und gar nicht der Fall.
In erster Linie befremdet der Umgang mit den Quellen, die einfach nur als "Sagen" bezeichnet werden. Erst am Ende des Buches bietet ein Kapitel zum Wesen der Quellen eine relativ oberflächliche Information. Mudrak hat aus unterschiedlicher schriftlich fixierter Dichtung (!) Geschichten zusammengetragen: aus der Edda, Skaldik und Sagaliteratur Islands und Norwegens, gemischt mit altenglischer Dichtung (Beowulf) und Einschüben aus dem Altsächsischen, Althochdeutschen wie Mittelhochdeutschen - und dies alles unter dem Begriff "nordisch".
Das Bild der "Sagen" entwickelt sich also aus so unterschiedlichen Dichtformen wie Götter- und Heldenliedern der Edda, aus alter Spruchdichtung, Heldenpreis und prosaischen Sagas - Gattungen, zwischen denen Jahrhunderte liegen, die zum Teil anonym überliefert sind, zum Teil von namentlich bekannten Verfassern stammen. Aus all diesen Quellen entwickelt Mudrak also 13 Sagenkreise, denen er am Ende im Register Personen und Gegenstände zuordnet.
Was für den heutigen Leser noch schwerer wiegt als der kaum quellenkritische Umgang ist die moralisch-ethische Wertung durch Mudrak, die seiner Zeit entsprach, heute aber kaum noch zitierfähig erscheint - schon gar nicht, wenn man auf das Entstehungsdatum solcher Äußerungen verzichtet. Der Ton ist pathetisch und erinnert im "Bild des wahren Helden", dessen Heldentum nicht "durch arge Übertaten verdunkelt" wird, fatal an die geschichtliche Verehrung des Germanentums, die in den nordischen Recken Ehrenmänner sah, bei denen sich "Mut und Kraft mit sittlichen Werten, mit Ausdauer, Treue und dem Eintreten für das einmal als recht Erkannte vereinen". Allzu oft ist die Rede von "Pflicht zur Rache", von "Untadeligkeit" und "voller Größe" - in völliger Verkennung, dass es sich bei den benutzten Quellen um eine hoch künstlerische, stilisierte Dichtung handelt und nicht etwas um die "Offenbarung der Volksseele".
Die "Sagen" selbst sind stimmig erzählt, aber - wie gesagt - eine solche Ausgabe im 21. Jahrhundert braucht unbedingt ein Vorwort. Von heute!

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010