No going back

Autor*in
Monahan, Stephanie
ISBN
978-3-423-71705-2
Übersetzer*in
Marinovic, Ivana
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Drei Jahre sind vergangen seit dem High School Abschluss und seit dem Tag, als Natalie ihre große Liebe Jack Moreland so verletzt hat, dass er sie nie mehr wieder sehen wollte. Seine Enttäuschung über Natalies Entscheidung die Beziehung mit ihm, dem Looser, vor ihrer angesagten Clique geheim halten zu wollen, hat Jack in mehreren Songs musikalisch verarbeitet. "Good Enough" macht ihn zum Star - und beschwört in Natalie Szenen der Vergangenheit. Gibt es doch ein Zurück für Natalie und Jack?

Beurteilungstext

Der Jugendroman "No going back" folgt einer Spielart der Adoleszenzgeschichte, denn er bietet eine Reflexion über die erste Phase der Adoleszenz; erzählerisch geschieht dies auf zwei Zeitebenen, deren Darbietung immer wieder (z.T. auch unvermittelt) wechselt. Auf Ebene der Gegenwart erzählt die Ich-Erzählerin Natalie von ihren aktuellen Erlebnissen, der Re-Union ihrer alten High-School-Clique im Kontext von Hochzeitsplanungen und der zunächst akustischen, später dann auch face-to-face Begegnung mit ihrer alten High-School-Liebe Jack Moreland; nebenbei erfährt der Leser vom Scheitern ihrer hochtrabenden Pläne, von ihrem ‚Hängenbleiben' in der Provinz. Auf der Ebene der Vergangenheit führt Natalie den Leser zurück in ihr Abschlussjahr an der High School. Weitere Komplexität gewinnt die Erzählstruktur durch das ‚Zitat' und den Abdruck zahlreicher Auszüge aus Liedtexten, CD-Booklets, Zeitungsartikeln und manch anderen Textsorten mehr.

Stephanie Monahan führt so typische Konstellationen amerikanischer High School Romane weiter und verknüpft geschickt tradierte und derzeit beliebte Sujets amerikanischer Adoleszenzdarstellungen: etwa die Darstellung der Cliquenstruktur der High School, bei der die angesagte High School Clique andere Kids drangsaliert (mit der Botschaft, dass die eigentlich glücklichen Kids, die scheinbaren Underdogs sind, während die Angehörigen der beliebtesten Clique rund um den Footballstar und die beste Cheerleaderin eigentlich unglücklich sind) - und auch das Motiv der Rückkehr an die High-School ein paar Jahre nach Schulabschluss und damit verbunden das überprüfende Sinnieren über Gelingen oder Scheitern adoleszenter Pläne sowie das Aufarbeitung von Mobbing-Fällen. Das die (vergangene) Handlung auslösende und vorantreibende Motiv schließlich - die eher durchschnittliche Jugendliche, die sich (mehr wiederwillig und nur um dazuzugehören) der angesagten Clique angeschlossen hat, dann aber eine heimliche Liebesbeziehung zu einem Außenseiter und No Name, der als einziger ihr wahres Ich kennt, eingeht, ist ebenso wenig neu oder innovativ.

Allerdings erfolgt die Darstellung des Mobbings hier nicht (wie eher üblich) aus der Perspektive des Mobbingopfers, sondern aus der Perspektive der Mobbingtäterin - es geht also nicht um die späte Rache der Opfer an ihren Peinigern, sondern um die (scheinbare) Reue der Täterin gegenüber ihren Opfern. Dabei gibt sich die Ich-Erzählerin als geläutert. Doch die Reue wirkt aufgesetzt, durch ihre Inszenierung erinnert sie an die amerikanische Tradition der "Confessions" (dt. Bekenntnisse) -- gemäß dem Motto, ‚beichte Deine Sünden öffentlich, trage Deine Reue offen zur Schau und es wird Dir vergeben werden'. So scheint es Natalie weniger um die (gegenwärtigen oder vergangenen) Gefühle ihrer Opfer zu gehen, vielmehr scheint das Ziel ihrer Büßergänge lediglich die Absolution. Sie fordert Entschuldigung im wahrsten Sinne des Wortes. Und sie verbindet dies zudem mit der Beteuerung, eigentlich gar nicht hinter dem gestanden zu haben, was sie damals getan hat. Sie war ‚nur' Mitläuferin, die wahre Schuld trifft die Anführerin ihrer Clique, die sie eigentlich sowieso nie wirklich leiden konnte. Die Ich-Erzählerin wirkt somit allzu larmoyant in ihrer Selbstanklage. Und auch der Romanschluss passt sich diesem Eindruck an, indem die Handlung auf den letzten Seiten allzu schnell zu einem all umfassenden Happy Ending geführt wird. Am Ende werden Natalie nach einem öffentlichen Geständnis tatsächlich alle Sünden vergeben. Zurück bleibt ein Roman, der zum Nachdenken anregen will - und dies sicher auch tut. Doch hat die Weinerlichkeit und die Unglaubwürdigkeit der Protagonistin (zumindest bei mir) ein allzu tiefes Eintauchen in die Geschichte verhindert.

Eingebettet in die Darstellung typischer adoleszenter Grundfragen und einiger (gesellschaftlich relevanter) Probleme, ist "No going back" letzten Endes nicht mehr und nicht weniger als eine Liebesgeschichte, die auf die Beantwortung der alles entscheidende Frage "Werden sie am Ende wieder zusammenfinden?" hinausläuft, womit der Roman auf jeden Fall die Bedürfnisse zahlreicher, besonders weiblicher, junger Leser befriedigt.

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Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.01.2017