Nirgendwo in Berlin
- Autor*in
- Hanika, Beate Teresa
- ISBN
- 978-3-596-85405-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 269
- Verlag
- FISCHER Schatzinsel
- Gattung
- –
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2011
- Lesealter
- 12-13 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 13,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Gegen ihren Willen muss Greta mit ihrer Mutter vom Land nach Berlin ziehen. Noch sind Sommerferien, sie langweilt sich und entdeckt das Internet für sich. Sie freundet sich mit Pampolina an, die sich gegen Gretas Rat mit einem Chatfreund verabredet - und spurlos verschwindet. Mit ihrer Nachbarin beginnt sie die Suche und wird in unwahrscheinlicher Nähe fündig. Bis dahin aber entwickelt sich ein psychologisch genauer Krimi um die drei Mädchen.
Beurteilungstext
Greta, die Ich-Erzählerin, ist eine lebendige, eloquente und mitteilsame 15-Jährige. Und in den Sommerferien hat sie viel Zeit. Nur leider kennt sie Niemanden, dem sie etwas mitteilen kann, da sie gerade vom bayerischen Land in den Großstadtmoloch Berlin gezogen ist. Sie kennt nur den über ihr wohnenden, ihr unheimlichen Punker Konrad, der mit seinem Sozialarbeiter Mikesch zusammen wohnt und Cindy, die 13-jährige Göre von unten. So bleibt eigentlich nur ihr hässlicher Boxer, taub und etwas blöd, aber unglaublich anhänglich. Und das Internet. Cindy zeigt ihr ihren Chatroom, und Greta steigt ein, findet dort Cindy, die aller Welt ein glamouröses Leben vorspielt (und vielleicht auch sich selbst) und Pampolina, mit der sie auf Anhieb eine adäquate Gesprächspartnerin findet. Ihre Mutter beginnt in Berlin ein eigenes Leben, neue Arbeit und einen neuen Freund. Da hat Greta wenig Platz.
Der schöne Mikesch wird zu Gretas Schwarm, worüber sich der Currywurstbrater von der UBahn amüsiert, und die Freunde aus der Heimat melden sich nur einmal: Ihre beste Freundin hat mit ihrem alten Schwarm ein Verhältnis angefangen. Und in Berlin ist es heiß und staubig.
Und dann verabredet Pampolina sich mit einem Internetfreund, hört nicht auf Gretas Warnung und verschwindet spurlos.
Ungefähr in der Mitte des Romans beginnt der Leser zu ahnen, dass diese Großstadtnormalität zu kippen beginnt, dass alle neuen Freunde anders sind, als sie es wahrnehmen wollte. Anders als Greta weiß der Leser schon bald, dass ein psychisch Gestörter Pampolina gefangen hält. Es bleibt bis zum Schluss offen, ob das junge Mädchen überlebt. Die beiden Mädchen machen sich daran, der verschwundenen Pampolina auf die Spur zu kommen und werden nach vielen Irrwegen fündig. Der eigentliche Krimi voller Überraschungen beginnt. Und dem Prinzip des klassischen Krimis folgend, sind dem Leser alle Beteiligten schon bekannt, bevor der Fall überhaupt begonnen hat, falsche Spuren werden gelegt, Misserfolge und falsche Entscheidungen eingebaut. Hinzu kommen noch die Emanzipationsversuche der Mama und der kleinen Cindy, die sich als bedeutend cleverer herausstellt, als es anfangs erschien.
Die Wahrnehmung Berlins ist ganz der neu Zugezogenen entsprechend, das könnte - auch wenn die typisch Berliner Kodderschnauze sympathisch vorgeführt wird - in jeder beliebigen Großstadt spielen. Greta muss die Stadt erst noch kennen lernen.
Die Protagonisten sind durchweg glaubhaft beschriebene, sehr konträr angelegte Charaktere. Alle suchen sie ihren Platz im Leben; die Gesettelten sind nur Randfiguren, spielen auch keine große Rolle für den Roman, wohl aber für die handelnden Personen, die dadurch gut eingebunden in die Handlung und ihre Rollen sind.
Der überraschende Schluss löst die letzte Frage nach dem Handlungsablauf, der durch die pubertäre Spontaneität erst einmal nicht ganz schlüssig erscheint. Es ist zu sehen, dass nicht alle Probleme gelöst wurden und noch eine emotional aufwühlende Fortsetzung zur Folge haben werden. cjh11.5