Nicky & Vera. Ein stiller Held des Holocaust und die Kinder, die er rettete

Autor*in
Sís, Peter
ISBN
978-3-8369-6151-6
Übersetzer*in
Jakobeit, Brigitte
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
64
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Bilderbuch
Ort
Hildesheim
Jahr
2022
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

„669 Kinder hätten nicht überlebt, wäre Nicky nicht nach Prag gefahren und hätte sie gerettet.“ Nicky, der eigentlich Nicholas Winston heißt, ist ein stiller Held. Er rettete 1939 viele jüdische Kinder vor dem Naziregime, indem er Kindertransporte von Prag in seine Heimat nach England organisierte. Eines dieser Kinder war Vera Gissing, die ihre kleine Stadt in der Nähe von Prag verließ, um den Zweiten Weltkrieg in einem anderen Land zu überleben.

Beurteilungstext

Das Buch Nicky und Vera erzählt die Geschichte von zwei Menschen. Der eine lebt in England, die andere in der Tschechoslowakei in der Nähe von Prag. Im Jahr 1938 ist Vera 10 Jahre alt und Nicky 29. Zwei Menschen, die sich unter normalen Umständen wahrscheinlich nie begegnet wären. Durch die Umstände der damaligen Zeit sind sie sich begegnet und Nicky wurde zu einem stillen Helden für Vera und für 668 andere Kinder. Nicholas Winston entdeckte eine Möglichkeit, jüdischen Kindern zur Flucht zu verhelfen, indem er Familien in England für sie fand, die bereit waren, sie aufzunehmen.
So konnten in insgesamt acht Zügen Kinder die Tschechoslowakei verlassen. Von dieser Heldentat erfährt lange Zeit niemand etwas. Bis seine Frau die Unterlagen der Kinder findet und beschließt, dass mehr Menschen davon erfahren sollten.
Das Buch, das von Peter Sís gezeichnet und geschrieben wurde, enthält eine besonders gewaltige Bildsprache. Der Gebrauch symbolträchtiger Kunstformen eröffnet die Möglichkeit zu Entdeckungen und Interpretationen. So wird beispielsweise Veras Silhouette bei ihrer Ankunft am Bahnhof gefüllt mit Erinnerungsbildern an ihre Familie, ihre Stadt und Herkunft. Ein weiteres symbolhaftes Bild findet sich am Ende des Buches, auf dem alle nun erwachsenen „Kinder“ zu sehen sind, die ihr Kind von damals in sich tragen. Peter Sís Malstil ist eine Mixtur aus zarten Aquarellen und pointilistischen Bleistift-und Tuschezeichnungen. Einige Bilder sind dabei ganz großformatig angelegt, während andere Landkarten und viele Details enthalten. Andere Seiten wiederum enthalten ganz viele Illustrationen nebeneinander. Sís Bilder weisen dabei immer eine enorme Eindringlichkeit auf und sind mit Symbolen gespickt, die von allen Menschen entschlüsselt werden können, aber auch je nach Vorwissen des Rezipienten eine andere Lesart ermöglichen.
Der Text wirkt gut recherchiert und stützt sich auf historische Quellen und Zeugenberichte. Peter Sís schreibt kindgerecht, einfach und ohne große Erläuterungen. Die Wortwahl hingegen ist für junge Kinder teilweise schwer verständlich. Das liegt zum Teil an dem historischen Kontext, in dem Wörter wie Annexion, Pogrome oder auch Holocaust genutzt werden. Aber auch generell werden dort geschichtliche Inhalte dargestellt, die für sehr junge Kinder schwierig einzuordnen sind. Nur mit der engen Begleitung eines Erwachsenen können Kinder das Buch wirklich verstehen. Eine Empfehlung des Verlages für Kinder ab fünf Jahren finde ich jedoch in jedem Fall zu früh.
Sowohl auf der Bild- als auch auf der Textebene zeigt Sís die Dualität zwischen der totalitären Übermacht eines Staates, der Willkür, den gesellschaftlichen Verhältnissen und dem Individuum, dem Kind, das versucht in einer solchen Welt zu überleben und dem Helden, der sich gegen das Regime auflehnt und versucht, Kindern eine Zukunft zu geben. Peter Sís hat damit ein biographisches Bild geschaffen, das Menschen ermutigt, Gewalt und Willkür etwas entgegenzusetzen und Courage zu zeigen. Ein wirklich sehr empfehlenswertes Buch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von 173; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 30.05.2022

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