Nick und der Wal

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Teaser

"Nick und der Wal" ist die Geschichte einer besonderen Freundschaft zwischen Nick, einem kleinen Jungen, und einem kleinen Wal, den der Junge eines Morgens am Strand findet. Kurzerhand nimmt er ihn mit nach Hause in die Badewanne. Beim schweren Abschied von seinem neuen Freund steht Nicks Vater Nick zur Seite.

Beurteilungstext

Nick lebt mit seinem Vater am Meer. Nicks Vater ist Fischer. Jeden Morgen verlässt er sehr früh das Haus und kommt erst spät wieder zurück. Nach einem nächtlichen Sturm macht sich Nick auf den Weg zum Strand, um zu schauen, was von den Wellen angeschwemmt worden ist. Er traut seinen Augen kaum, als er am Strand einen kleinen Wal entdeckt.
Nick überlegt, was er nun tun soll - sicher ist: ein Wal gehört nicht an Land. Er beeilt sich, den Wal auf seinem kleinen Bollerwagen ins Haus zu fahren und ihm in der Badewanne ein gemütliches Obdach zu verschaffen. Zusätzlich verwöhnt er den Wal mit Walklängen und Geschichten von der Insel, auf der er lebt. Der Wal ist Nick ein guter Zuhörer. Als sein Vater nach Hause kommt, behält Nick das Geheimnis über seinen neuen Freund zunächst für sich (weil er sich fürchtet, sein Vater könne sauer sein). Er schafft es sogar, einige Fische als Abendessen zum Wal zu schmuggeln, bevor der Vater ihn entdeckt. Als der Vater den Wal dann doch entdeckt, ist er allerdings nicht wütend auf Nick, er erkennt, wie einsam Nick ist. Nichts desto trotz ist der Vater überzeugt, dass der Wal zurück ins Meer gebracht werden muss. Bei diesem schweren Abschied begleitet der Vater seinen Sohn Nick.
Einige Zeit später entdeckt Nick seinen Freund in den Wellen, während Nick in den Dünen ein gemütliches Picknick mit seinem Vater teilt. Neben der kleinen Schwanzflosse des Wals ist deutlich eine große Flosse erkennbar.

Das Bilderbuch handelt von Einsamkeit, dem Finden eines besonderen Freundes und einem Abschied, der absolut nötig, aber dennoch schwer ist. Die Geschichte von "Nick und dem Wal" ist in einfachen Satzkonstruktionen verfasst. Auf einer Doppelseite befinden sich ein bis drei Sätze. Zum Teil handelt es sich um einzelne Hauptsätze und zum Teil sind die Hauptsätze durch einen Nebensatz ergänzt. Der sparsame Text wirkt mit den Illustrationen zusammen. Beide Komponenten des Bilderbuches stammen aus der Feder Benji Davies. Davies ist ein Illustrator aus London, der bereits einige Bilderbücher veröffentlicht hat.

Die freundlichen Bilder erzeugen eine traumhafte Atmosphäre eines friedlichen Lebens in einem kleinen Fischerdorf am Meer. Die Illustrationen tragen ihre eigenen Informationen zur Geschichte bei, zum Beispiel über die gemeinsame Zeit von Nick und dem Wal (Walklangmusik und das Verbleiben des Wals in der Badewanne) und über das Wiedersehen der beiden Freunde am Ende der Geschichte. Ohne die Bilder würden die Informationen fehlen und die Geschichte ihr Gesicht verändern. Die Illustrationen sind in natürlichen, satten Farben gehalten. Der Buchumschlag ist matt. Gleich auf dem Umschlag ist die erste liebevolle Begegnung zwischen Nick und dem Wal abgebildet. Auf der ersten Doppelseite des Buches sind die Umrisse mehrerer Wale zu sehen, große Wale schwimmen vor einem kleinen Wal, so dass der Eindruck entsteht, der kleine Wal würde den Anschluss verlieren. Auf der letzten Doppelseite schwimmt der kleine Wal inmitten der großen Wale. Eine gekonnte Rahmung der Geschichte! Offen bleibt sowohl im Text als auch im Bild, wie der kleine Junge Nick den "kleinen" aber dennoch schweren Wal in die Badewanne bekommen hat. Eine Frage, auf die mit Kindern mögliche Antworten gesammelt und diskutiert werden können.

Im pädagogischen Kontext bietet sich das Bilderbuch an, um inhaltlich über Freundschaft und Unterschiede zwischen Tieren und Menschen zu reflektieren. Folgende Fragestellungen bieten sich an: Was macht die Freundschaft zwischen Nick und dem Wal aus? Können Tiere Freunde des Menschen sein? Worin unterscheiden sich Freundschaften zwischen zwei Menschen und Freundschaften zwischen Mensch und Tier? Worin sind sich Menschen und Tiere ähnlich, worin unterschiedlich?
Durch das besondere Zusammenwirken von Text und Bild bietet es sich auch an, über die Funktion der Bilder im Bilderbuch nachzudenken. Dafür könnte zunächst nur der Text des Buches vorgelesen werden, ohne dass die Kinder die Bilder sehen. Anschließend kann ein Austausch über die Geschichte stattfinden, darüber, was man erfährt und was möglicherweise ungeklärt ist. Es können Vorstellungen zu möglichen Illustrationen gesammelt werden. Im Anschluss werden die Bilder gemeinsam angeschaut.

Das Bilderbuch "Nick und der Wal" ist ein Gesamtkunstwerk, das sehr zu empfehlen ist.
Lisa Martje Koch