Neue Freunde

Autor*in
Ungerer, Tomi
ISBN
978-3-257-01123-4
Übersetzer*in
Cramer-Klett, Anna
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Ungerer, Tomi
Seitenanzahl
32
Verlag
Diogenes
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2007
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Kinder, die keine Freunde haben, können schon mal verzagen. Oder sie werden stark wie der farbige Junge Rafi, der sich zunächst seine Freunde selbst aus allen möglichen Gegenständen herstellt, mit Geschick erbastelt. Das situationsmäßig sehr ähnliche (chinesische?) Nachbarsmädchen Ki bringt sich auch mit ein, und beide zusammen sind unschlagbar.

Beurteilungstext

In der Tat ist es oft so, dass sich zwei, die sich - warum auch immer - außerhalb der anderen befinden, zusammentun. Oft ist das nicht zu ihrem Nachteil, sondern eher gelingt im Gegenteil mit den beiden etwas Größeres. Das liegt im Charakter begründet, den Ungerer in seinen beiden Protagonisten sehr geschickt heraus arbeitet. Beide können etwas, und beide genügen je sich selbst. Da läuft niemand einem anderen hinterher, der doch nichts von ihm wissen will. Beide akzeptieren ihre Situation und machen das (für sich), was sie können. Wir erfahren allerdings auch nicht, ob sie unter ihrer Lage litten. Jedenfalls gelingt mit der gemeinsamen "Arbeit" der beiden Kinder auch eine Befreundung der beiden Familien.
Bei Ungerer läuft die Geschichte weiter, wie oft auch in der Wirklichkeit. Zuerst kommen die anderen Kinder, um mitmachen zu dürfen, dann kommen die Bürokraten, die von Brandgefahr reden und von Gefährdung. Die vierte Gewalt, die Medien, mischt sich ein, die beiden Kinder werden so berühmt, dass ihre gesamte "Produktion" als neue Kunstrichtung erkannt wird ("raw art"), und beide können sich als "Rafiki" einen Platz in der internationalen Kunstszene schaffen.
Sehr tröstlich ist das letzte Bild. Da sind nämlich die beiden, die so plötzlich "hochgespült" wurden, ganz allein in einsamer Landschaft. Und sie heirateten nicht etwa, sondern "blieben Freunde fürs Leben".
Fazit: Zwei, die nicht verzagen, sondern die sich je selbst genug sind, lassen sich nicht nur unterkriegen, sondern sie finden auch noch zusammen und sind damit noch stärker als zuvor. (Man denke nur an Schiller: "Der Starke ist am mächtigsten allein.")

Tomi Ungerer kann es natürlich nicht lassen, hier und da kleine oder auch größere Witzigkeiten oder einfach Unfug in seine Bilder einzubauen. Der Zimmermannshammer erhält ein Gesicht, die Bügelsäge (bekannt auch für ihren Einsatz bei einer Amputation) hängt an den Füßen eines kleinen Skeletts, ein blauer Kopf mit aufgerissenen Augen schaut aus einer Schachtel, hohlköpfigen Rassisten kann man durch ein schwarzes Loch in den Kopf gucken, der General hat einen deutlichen Totenkopf, Augen (Tischtennisbälle) werden mit dem Messer geteilt (Zitat an Buñuels berühmten Film: "Der Andalusische Hund"?), die farbige Familie wird mit Insignien des Kolonialismus gezeichnet, eine Teekanne erhält ein freundliches Gesicht, und Rafis Skulpturen als Bildhauer sind ironisierte Selbstzitate des Zeichners. Sehr souverän, Herr Ungerer!
Wenn man will, dann kann man auch noch Bezüge von existenten Künstlerpaaren herstellen, aber wir wollen auch nicht über-interpretieren.
Ein köstliches Buch für alle Erwachsenen sowieso, aber auch Kinder haben ihren Spaß an den Bildern. Die Geschichte von "Kindern ohne Freunde" nehmen sie eher nebenbei auf. Das ist vielleicht auch gut so. So wirkt sie länger nach.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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