Nellis großer Auftritt

Autor*in
Schröder, Patricia
ISBN
978-3-570-17377-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Sieverding, Carola
Seitenanzahl
80
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erstlesebuch
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
8,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zirkus - die Sehnsucht vieler Kinder wird hier in einem leseförderlichen Format bedient.

Beurteilungstext

Zirkus - das ist seit Jahrzehnten ein spannendes Thema für Kinderbücher, denn das Leben im Zirkus scheint die Sehnsucht nach Freiheit, besonderen Leistungen und einem Hauch fremder Kultur gut zu bedienen. Insofern ist es ein interessantes Thema für ein Erst- und Vorlesebuch.

Die Handlungsschritte und Figuren setzen an den bekannten Vorstellungen und Klischees vom Zirkus an. Die achtjährige Nelli lebt mit ihrer Mutter im Familienzirkus Corelli, reist herum, darf auch ein wenig mit üben, hat aber noch keine eigene Nummer. Da sie nicht zur Schule geht, kann sie weder lesen noch schreiben. Eines Tages lernt sie Laura kennen, ein Mädchen, das in der Stadt wohnt und nach der Schule zusammen mit Nelli bei den Proben zuschaut. Nellis Mama ist seltsam; sie fährt alleine in die Stadt, bei einer Probe verletzt sich ein Pferd leicht, weil sie unkonzentriert ist, irgendetwas verheimlicht sie. Die beiden Mädchen kommen schließlich dahinter: Die Mama will in eine Wohnung ziehen und mit Nelli in der Stadt bleiben. Nelli ist hin- und hergerissen und übt heimlich für den nächsten Tag eine Zirkusnummer ein. Die Aufführung wird ein voller Erfolg, der Bürgermeister - zufällig Lauras Vater - bittet den Zirkus, in der Stadt einen Mitmachzirkus auf Dauer einzurichten. Damit ist dann auch ein positives Ende gesichert...

Die Geschichte ist in mehrerlei Hinsicht nicht unproblematisch: Das Leben im Zirkus wird schablonen- und klischeehaft dargestellt: Der Clown läuft den ganzen Tag über voll geschminkt und im Kostüm herum und macht permanent Späße. Die Tiere scheinen ganz begeistert zu sein und von sich aus die Kunststücke zu machen. Anscheinend gibt es keine Probleme im Zirkus. Dass Nelli mit acht Jahren weder lesen noch schreiben kann, wird nicht richtig zu einem Problem und dass auch Zirkuskinder in irgendeiner Form eine Schule besuchen müssen, scheint hier nicht zu gelten. Der zentrale Konflikt - mit Kindern in einem Wanderzirkus leben oder sesshaft werden - ist an und für sich spannend und beim Thema Zirkus gut gewählt. Doch leider erfahren wir nichts über die Sorgen und Probleme der Mutter, weder direkt noch indirekt: Was ist ihre Motivation, eine Wohnung zu suchen? Welche Probleme führen zu der Veränderung? Bei der relativ großen Textmenge hätten hier Konfliktlinien aufgezeigt werden können, auch in angemessener Form für das angestrebte Erstlesealter.

Interessant ist das Reihenkonzept "Erst ich ein Stück, dann du": Der größte Teil des Textes ist in einer relativ kleinen serifenlosen Schrift für eine vorlesende Person gedruckt, zwischendurch gibt es aber immer wieder vier, fünf oder auch mal sechs Zeilen in einer großen Schrift. Damit ist das Buch so angelegt, dass es in Zweierkonstellationen zu einem großen Teil vorgelesen werden kann und die großschriftigen Teile für Leseanfänger*innen zum Selberlesen gedacht sind. Das Konzept ist in vielen Situationen hilfreich: Wenn Eltern mit ihren Kindern gemeinsam lesen wollen, für Mentor*innenprogramme oder auch für Pat*innenkonzepte, wenn beispielsweise Viertklässler*innen zusammen mit Erstklässler*innen arbeiten wollen. Allerdings erschließt sich leider nicht, nach welchen Kriterien die Erstleseanteile ausgesucht wurden. Sie scheinen relativ beliebig über den Text verteilt zu sein, einmal beginnt er sogar mitten in der wörtlichen Rede.

Die Bilder von Carola Sieverding begleiten farbenfroh das Erzählte und sind dadurch ein Anker für die zuhörenden Kinder.

Insgesamt verfolgt das Buch ein interessantes Leseförderkonzept, das gerade in der Schule für einige Situationen sehr hilfreich ist. Inhaltlich bleibt der Text jedoch schwach und wird bei den Kindern kaum nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 23.09.2017

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