Nebel im August

Autor*in
Domes, Robert
ISBN
978-3-570-30475-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
350
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Es ist die Geschichte des kurzen Lebens von Ernst Lossa, der 1929 in einer jenischen Familie geboren wurde, die von den Nazis als Zigeuner bezeichnet und eingeordnet worden sind. Nachdem seine Mutter früh verstab, kamen er und seine beiden Geschwister in Kinderheime. Der 15-jährige Junge wird im August 1944 in einer “Irrenanstalt” in Bayern zu Tode gespritzt. Sein Vater verstarb im KZ.

Beurteilungstext

Der Autor hat gründlich für diese romanhafte Erzählung recherchiert. Er schildert nicht nur den äußeren Werdegang des Jungen und seiner Familie, sondern gleichsam die Zustände in den Anstalten, von denen Ernst einige durchläuft. Außerdem wird ein Porträt der Hauptfigur aufgebaut, das plastisch und differenziert seine Charaktereigenschaften einfängt. Die sozialen Umstände, die zu seinen kriminalistischen Handlungen führen, werden akribisch ins Bild gesetzt. Ernst ist ein lieber Junge, aber er stiehlt und wird deswegen stets verfolgt und wieder versetzt. So gelangt er von Waisenheimen in psychatrische Kliniken, wo er letztlich brutal beseitigt wird. Euthanasie in Reinkultur gegen einen “asozialen Psychopathen”, der eigentlich kerngesund war, wie sich aus den Akten ablesen ließ. Die faschistischen Bestien werden als relativ unbescholtene Pfleger, Schwestern und Ärzte vorgeführt, die das Schicksal der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen nach Ermessen in der Hand haben und liquidieren. Als Kontrast stehen die Träume des Jungen gegenüber, die von der Hoffnung geprägt sind, dass der Vater das Kind bald aus dem Heim abholen wird und eine wunderbare Zeit in Amerika beginnen kann, wobei der Junge nicht weiß, dass der Vater längst im KZ ist. Und die zärtliche Annäherung an das Mädchen Nandl, das vor dem Jungen noch die ominöse Spritze erhält und zu Tode gebracht wird, gehört ebenso zu den beeindruckenden Passagen des Buches wie die Skizzierung der jeweiligen Mitinsassen und Freunde von Ernst. Die Sprache ist kindgemäß und voller naiver und mitunter komischer Szenen, trotz des traurigen Themas und Stoffes, die Dialoge sind spannend und dramatisch zugleich. Ein Buch, das man als Lektüre im Hinblick auf das Thema von Neonazismus in Deutschland sehr empfehlen kann!

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Diese Rezension wurde verfasst von rene.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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