Nebel im August

Autor*in
Domes, Robert
ISBN
978-3-570-30475-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
352
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erzählt wird die Lebensgeschichte des Ernst Lossa, der 1929 als Sohn einer Familie von Jenischen (Landfahrer) geboren wurde und nach einer menschenunwürdigen Leidensgeschichte in Heimen und nationalsozialistischen Psychatrien am 9.August 1944 im Alter von 14 Jahren an den Folgen einer tödlichen Injektion stirbt.

Beurteilungstext

Nach dem Lesen dieses Buches über die Lebensgeschichte des Ernst Lossa , für die der Autor fünf Jahre akribisch recherchiert hat, stellt sich die Frage , ab wann man diese erschütternde Lebensgeschichte jungen Lesern zumuten kann. Ab 13 Jahre ist es unbedingt zu empfehlen.
Das Thema Euthanasie während der Nazibarbarei wurde bisher kaum in der Kinder- und Jugendliteratur gestaltet. Robert Domes hat den kurzen Lebensweg des Ernst Lossa in seinem Buch gestaltet und dabei ohne Tabus die furchtbaren Verbrechen der Nazis anhand des Schicksals dieses Jungen nachgezeichnet, der 14 Jahre alt in der Heil- und Pflegeanstalt Irsee durch eine Giftspritze getötet wurde, obwohl er ,wie es die Akten aus der Heilanstalt Kaufbeuren beweisen, kerngesund war.
Ernst wurde in einer Familie von Jenische geboren. Über das Leben dieses Volke ist in Deutschland wenig bekannt. Wie im Glossar des Buches zu lesen ist, weiß man wenig über die Herkunft der Jenische.”Die einen behaupten, es handle sich um einen Stamm des Roma-Volkes, sogenannte ‘ weiße Zigeuner’ , andere glauben, es seien Nachkommen von Flüchtlingen aus dem Dreißigjährigen Krieg.”( S.341 f.) Der Vater von Ernst bezeichnet sich selbst als Angehöriger des “fahrenden Volkes” , der sich als Hausierer mit einem Bauchladen das Geld für seine fünfköpfige Familie verdient. Die Nazis verfolgten die Jenische als Zigeuner und damit als nicht arisch, wie eben auch die Juden. Die Mutter von Ernst verstarb frühzeitig und der Vater wurde 1936 ins KZ Dachau eingeliefert; er stirbt 1942 im KZ Flossenbürg. Ernst und seine beiden jüngeren Schwestern kamen in ein Heim. Nun begann die Leidenszeit für Ernst. In den streng geführten Heimen fällt er durch seine offene Art, seine Hilfsbereitschaft Schwachen gegenüber , durch seinen Mut gegenüber seinen Peinigern, aber auch durch seine gelegentlichen Diebstähle und Verlegenheitslügen auf. Letzteres führt dazu, dass er schließlich als “triebhafter Psychopath” in die Heilanstalt Kaufbeuren-Irsee eingeliefert wird(1942). Hier wird er im gleichen Jahr von der Kinder- in die Männerabteilung verlegt , wo er der Hungerkost unterliegt, die der Direktor verhängen kann. Er starb an den Folgen einer Giftsrpitze im August 1944. Sein Pfleger Max Ries, der dem Jungen in schweren Zeiten ein Freund wurde, sagte später folgendes in einer gerichtlichen Untersuchung aus: “Ich fand ihn im Kinderzimmer und erschrak. Sein Gesicht war blaurot verfärbt, er hatte Schaum vor dem Mund und röchelte schwer...Er starb am Nachmittag gegen halb vier...Lossa war ein großer, kräftiger gesunder Bursche, der meines Erachtens nur unter Gewaltanwendung umgebracht worden sein kann.”(S.309)
Dieses bewegende Buch sollte allen Jugendlichen zur Lektüre empfohlen werden, auch, damit sie den Parolen heutiger Nazis nicht folgen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Schl..
Veröffentlicht am 01.01.2010

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