Nebel des Vergessens
- Autor*in
- Minte-König, Bianka
- ISBN
- 978-3-522-17772-6
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 222
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- –
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2005
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Überraschend erbt Viktoria von ihrem verstorbenen Großvater ein Haus in der Bretagne. Als sie mit d Mutter dorthin fährt um es in Besitz zu nehmen, geschehen merkwürdige Dinge. Viktoria sieht Gestalten, die andere nicht sehen, hört Töne, die andere nicht hören. Als dann ein geheimnisvoller Fremder auftaucht, der ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist, beginnt sie an sich zu zweifeln ...
Beurteilungstext
Ein spannender Roman an der Grenze zum Übernatürlichen, der in seinem psychologischen Realismus bisweilen an die englischen Romanciers des 19. Jahrhunderts erinnert. Bianka Minte-König gestaltet darin ein Mädchen, das mehr und mehr in das Spannungsfeld zwischen Verstand und Sinnesempfindungen gerät. Um eine an sich banale und insgesamt nicht immer glaubwürdige Liebesgeschichte zwischen der 15-jährigen Viktoria und dem 3 Jahre älteren Christof (die sich hier zum Bund fürs Leben zu finden scheinen) rankt die Autorin mit Geschick und Gespür für Atmosphäre ein dunkles Geheimnis, das letztlich auf ein dramatisches Ereignis in diesem bretonischen Dorf gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zurückgeht.
Der Leser erfährt hierdurch viel Historisches ganz nebenbei, Dinge, die nicht im Geschichtsbuch stehen und doch den damaligen Alltag und die Menschen geprägt haben. Diese dramatische historische Realität verkleidet die Autorin impressionistisch und zugleich substantiell mit einer Art “Spukgeschehen” aus der Vergangenheit, das sich mit schicksalhafter Gesetzlichkeit gleichsam unausweichlich vollzieht. Die Begegnung mit den personifizierten Toten setzt dramatische Akzente und steigert die Spannung; der atmosphärisch-dichte Wechsel von romantischer Idylle und dämonisch-düsterem Geschehen reißt den Leser mit in den Sog der Ereignisse.
Ein gut geschriebener Roman, der eine ungewohnte Breite und Tiefe zeigt und eine gekonnte Verbindung von Trivialität und Anspruch darstellt.
Einziger Kritikpunkt: Das Cover hätte wirklich ein besseres Bild verdient als diese bleichsüchtige ältere Dame in der Stola - oder sollte es sich um einer der personifizierten Toten handeln? Dann wäre aber die Kleidung absolut fehl am Platze ...