Nathan und seine Kinder

Autor*in
ISBN
978-3-407-81049-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
258
Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nathans (angenommene) Tochter Recha wird bei einem Brand von einem jungen Tempelritter gerettet. Christ und Jüdin verlieben sich ineinander. Nathan hat auch das Findellkind Geschem aufgenommen und erfreut sich großen Ansehens. Die Frage des Sultans nach der wahren Religion weiß er so zu beantworten, dass beide als Ebenbürtige auseinandergehen. Doch es gibt kein friedliches Zusammenleben - Nathan wird auf dem Heimweg von Fanatikern ermordet.

Beurteilungstext

Mirjam Pressler sieht ihren Text in Romanform mit einigen neu eingeführten Figuren und einigen neuen Handlungspassagen als Variation zu Lessings Drama. Ihr Anspruch ist es, Lessings “Vorlage” so zu aktualisieren, dass der historische Hintergrund der Kreuzzüge für heutige Leser sichtbar wird und Figuren lebendig werden. Und beides ist ihr gelungen.
Für starke Identifikation mit den Gefühlen und Sichtweisen unterschiedlicher Figuren und Verständnis für deren Haltung sorgt der Aufbau des Buches. Jedes Kapitel ist aus der Sicht einer anderen Figur in der Ich-Perspektive geschrieben. Lediglich Nathan, der zum Schluss ja auch stirbt, taucht nur aus der Sicht der anderen Figuren auf.
In der Figur des Findelkinds Geschem werden die Prägungen der Erziehung, die Suche nach den Wurzeln und die Relativität der Zugehörigkeit zu einer Religion sichtbar. Im Kapitel der Erzieherin Daja wird vor allem ihr Weg nach Jerusalem im Gefolge der Kreuzzüge geschildert. Hier zeigen sich ganz unterschiedliche Motivationen (Gemeinschaftsgefühl, versprochenes Seelenheil, Flucht aus häuslicher Enge, Angst vor Inquisition, aber auch niedere Motive), sich den Kreuzzügen anzuschließen. Nicht ausgespart werden Mord und Totschlag unterwegs auch unter den Christen selbst, so dass nur ein Bruchteil der Kreuzfahrer wirklich ankommt. So erreicht auch Daja Jerusalem ohne ihren Mann, und es ist ihre Rettung, dass sie von Nathan als Erzieherin für seine Tochter aufgenommen wird.
Der Wechsel der Perspektiven sorgt für Spannung und lässt den Text modern erscheinen, ohne sich stilistisch vom historischen Kontext zu entfernen. Es dürfte jungen Lesern leicht fallen, Lessings Aussage in dieser “Bearbeitung” zu “verstehen”, und es ist durchaus denkbar, den ganzen Text oder einzelne Kapitel in Ergänzung zu Lessings Drama zu lesen. Aber auch Erwachsene werden das Buch mit Gewinn lesen.

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Diese Rezension wurde verfasst von sr.
Veröffentlicht am 01.01.2010