Nathan der Weise

Autor*in
, Kindermann,
ISBN
978-3-934029-15-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Briswalter, Maren
Seitenanzahl
36
Verlag
Kindermann
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2007
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,50 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Geschichte "Nathan der Weise" führt den Leser ins mittelalterliche Jerusalem, in dem Christen, Juden und Araber nicht immer friedlich zusammenleben. Der muslimische Sultan Saladin stellt dem weisen Juden Nathan eine Fangfrage, die dieser mit der berühmten Ringparabel beantwortet. Tief berührt von der Erzählung bietet der Sultan Nathan seine Freundschaft an. Am Ende der Geschichte bilden Christen, Juden und Moslems einen innigen Bund, weil sie sich als menschlich und tolerant erweisen.

Beurteilungstext

Gewalt im Namen Gottes ist nichts Neues. Das lehrt sowohl der Blick ins Geschichtsbuch als auch in die Tageszeitung. Es scheint auch keine Rolle zu spielen, um welche Religion es geht. Friedfertige Bürger verwandeln sich in Fanatiker, um ihren Glauben, ihre heilige Schrift und ihre Macht gegenüber anderen Religionen durchzusetzen. Doch welche ist die rechte Religion?
Schon der Aufklärer Lessing hat sich diese Frage gestellt und gelangt mit seinem Drama "Nathan der Weise" zu der Erkenntnis, dass humanes Handeln und Toleranz allein den Wert einer Religion bestimmen. Dieses von Schülern oft als spröde empfundenes Werk wird von Barbara Kindermann als orientalisches Märchen für Kinder neu erzählt.
Der Jude Nathan kommt von einer Geschäftsreise zurück und erfährt, dass seine Tochter Recha von einem jungen Tempelritter aus dem Feuer seines brennenden Hauses gerettet wurde. Jener Tempelherr wurde kurz zuvor durch den muslimischen Herrscher, Sultan Saladin, begnadigt, weil er seinem verstorbenen Bruder Assad so ähnlich sah.
Indes wird Nathan zum Sultan gerufen. Der jüdische Kaufmann glaubt, dass er als Kreditgeber für den verschwenderischen Sultan herhalten soll. Umso erstaunter ist er, als dieser ihn nach der wahren Religion befragt, die der weise Nathan mit der Ringparabel beantwortet. Er kommt in seiner Parabel zu dem Schluss, dass jede Religion die "echte" sein könne, wenn sie sich durch humanes Handeln, Toleranz und Nächstenliebe beweisen kann. Der Sultan reagiert betroffen und bietet Nathan spontan seine Freundschaft an.
Ungeachtet der verschiedenen Religionen hat sich der Tempelherr inzwischen in Recha verliebt und bittet Nathan um deren Hand. Der reagiert zurückhaltend und erkundigt sich vorsichtig nach der Herkunft des Ritters. Daja, die Gesellschafterin Rechas, erzählt indes dem Tempelherren, dass Recha eine angenommene christlich getaufte Tochter Nathans sei. Verwirrt von seinen Gefühlen sucht der Abgewiesene Rat beim herrschsüchtigen Patriarchen, der intolerant und menschenverachtend mit der stereotypen Wendung: "Tut nichts! Der Jude wird verbrannt!" reagiert. Der Klosterbruder, ein Untergebener des Patriarchen, warnt Nathan. In dem Gespräch gibt er sich als der Mann zu erkennen, der vor 18 Jahren Recha in die Obhut Nathans gab. Anhand eines Gebetsbuches des Vaters von Recha, in dessen Besitz sich der Klosterbruder befindet, können alle verwandtschaftlichen Verhältnisse im Palast des Sultans aufgeklärt werden. So erweisen sich der Tempelherr und Recha als Neffe und Nichte des Sultans, als die Kinder seines Bruders Assad. "So stellt sich am Ende heraus, dass Juden, Christen und Moslems zu einer einzigen, glücklichen Familie gehörten, die in diesem wunderbaren Moment gar nicht aufhören konnten, sich allseitig zu umarmen." So endet Kindermanns wunderschönes orientalisches Märchen, mit dem sie eindringlich die Botschaft vermittelt, dass es in allen Ländern, Religionen und Kulturen gute Menschen gibt. Fraglich bleibt allerdings, ob die Vielzahl der Figuren, die von ihnen verkörperten Religionen sowie deren am Ende aufgedeckten verwandtschaftlichen Verhältnisse tatsächlich für das Verständnis eines Kindes zwischen 7 und 9 Jahren fassbar wird.
Die sehr schönen sensiblen Illustrationen von Maren Briswalter unterstützen die Vorstellungskraft und Phantasie des Lesers auf wunderbare Weise.

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Diese Rezension wurde verfasst von kh.
Veröffentlicht am 01.01.2010