Nathan der Weise

Autor*in
Kindmann (nach Lessing), Barbara
ISBN
978-3-934029-15-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Briswalter, Maren
Seitenanzahl
36
Verlag
Kindermann
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2003
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lessings dramatisches Gedicht “Nathan der Weise” in Prosaform, nacherzählt für Kinder.

Beurteilungstext

Lessings dramatisches Gedicht “Nathan der Weise”, aus dem die von Boccaccio übernommene Ringparabel sicherlich zu den bekanntesten Szenen gehört, ist heute noch im Repertoire vieler Theater zu finden. Das liegt mit Sicherheit an der Botschaft, die das Stück vermittelt und die zu allen Zeiten aktuell war und sein wird: ein leidenschaftliches Plädoyer für Toleranz und Akzeptanz, für Humanismus und Edelmut. Diese Eigenschaften, so beweist das Stück, sind nicht an bestimmte Religionen gebunden.
Barbara Kindermann hat, wie schon bei anderen Werken der Weltliteratur, das Stück nacherzählt für Kindern und in ihrem Verlag ein wunderschönes Bilderbuch geschaffen, das vor allem von den Bildern Maren Briswaters lebt, die die weit zurück liegende, exotisch anmutende Welt, in der das Stück spielt, lebendig werden lassen. Indes bleibt die Frage, ob sich ein Bilderbuch, das sich mit Humanismus und Toleranz in Lessingscher Fragestellung auseinandersetzt, in der Tat für Kinder gedacht ist; der Zweifel verstärkt sich, liest man das Nachwort der Erzählerin, in der von Dogmatismus und Intoleranz, von tolerantem Humanismus und weltanschaulichen Debatten die Rede ist - ein literaturwissenschaftlich geprägter Text, der sich eventuell noch an Eltern wendet, in keinem Fall an Kinder. Stattdessen hätte man sich mehr als nur den einen Satz zur Gewandung Nathans und des Sultans gewünscht, der die Bilder und somit auch den Text tief gehender interpretiert und erläutert hätte.
Die Nacherzählung hält sich an die Handlungsabfolge des Originals, lässt allerdings Szenen weg und beschränkt sich sinnvollerweise auf den wesentlichen Kern. Rechtschreibung und Ausdrucksweise sind dem heutigen Sprachgebrauch angepasst, so dass der Stil des Dramas gezwungenermaßen verloren geht und die Erzählung nur vom Inhalt lebt; zahlreiche kursiv gesetzte Sätze oder Satzteile, aus dem Original übernommen, können nicht darüber hinweg täuschen und vermitteln auch nur bedingt einen Eindruck von der Sprachgewalt Lessings.
Ein sehr schönes Bilderbuch, an dem vor allem etwas ältere ihre Freude haben werden und das man als Erwachsener ganz besonders schätzen kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010