Mythos Beethoven

Autor*in
Stetter, Moritz
ISBN
978-3-95728-441-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Stetter, Moritz
Seitenanzahl
96
Verlag
Knesebeck
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
München
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
25,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine anspruchsvolle und originelle Comic-Biografie: Die Graphic Novel von
Moritz Stetter interpretiert die Biografie und das musikalische Schaffen Ludwig van
Beethovens auf eindrucksvolle Weise - zum 250. Geburtstag des Komponisten und
Pianisten.

Beurteilungstext

Die Graphic Novel erzählt vom Leben, Wirken und der musikalischen Leistung Ludwig van Beethovens. Dabei wird eine eigene ungewöhnliche und bemerkenswerte Gestaltung gewählt: Episodische Kapitel, intertextuelle Bezüge und Zitate sowie Bilder, die das ganze Universum von Beethovens Musik entwerfen. Es ist komplex und anspruchsvoll, nicht immer leicht zu verstehen. Es ist ein Mythos über die musikalische Schöpferkraft und Fantasie wie auch über die schwierige Persönlichkeit Beethovens. Einzelne Geschichten, Meinungen, Rezeptionen, die große Tragik durch sein Gehörleiden und seine Taubheit, seine seelische Verzweiflung aber auch seine künstlerische Arroganz werden verarbeitet. Ein Erzählgerüst aus einzelnen Fragmenten entsteht. Die Deutung des Zusammenhangs und Gesamtbilds sind bei der Rezeption selbst herzustellen.
Moritz Stetter erzählt in einem Interview für Comic-Denkblase über seine Intention beim Erzählen:
«Ich wollte keine allumfassende Biografie von A bis Z. Mir ging es eher um die zahllosen Geschichten und Gerüchte um seine Person, die Beurteilung des Wahrheitsgehalts jeder einzelnen Episode überlasse ich dem Leser. Es bleibt uns nur der Mythos.» (https://comic-denkblase.de/mythos-beethoven, abgerufen am 30.08.2021).
Die Kapitel sind nach Musikstücken benannt: Präludium, Pathétique, Eroica, La Malinconia, Pastorale, Appassionata, Posthudium und Ode an die Freude. Kommentare berühmter Personen sind in den Bildtext integriert: So berichte der französische Komponist und Musikkritiker Hector Berlioz zur Aufführung von Beethovens 5. Sinfonie in Paris 1828, ein Jahr nach dem Tod Beethovens, wie emotional das Publikum reagierte. Einige Menschen brachen in Tränen aus, schluchzten hemmungslos, erlitten Nervenanfälle und verließen den Saal in aufgelöstem Zustand. Zwischen Menschlichem, aber auch schon Übernatürlichem siedelt man seine Musik an. Der Zeitgenosse Joseph Haydn gab dem jungen Beethoven eine interessante Kritik: «Man wird schöne Dinge darin finden, sogar bewunderungswürdige Stellen, aber hier und da etwas Sonderbares, Dunkles, weil er selbst ein wenig finster und sonderbar ist, und der Stil des Musikers ist immer der Mensch selbst.» Die Zeitung für die elegante Welt schreibt 1803, dass «Beethovens Musik […] an ein krasses Ungeheuer (erinnert)». Besonders gefallen mir persönlich die Worte E.T.A. Hoffmanns in «Beethovens Instrumentalmusik» 1810, denn «Beethoven öffnet uns das Reich des Ungeheuern und Unermesslichen.» Zusammen mit den Bildern Stetters zeigt sich die Welt und Kraft der Musik.
Die Rezeptionsgeschichte nach der Lebzeit Beethovens wird ebenfalls dargestellt und kritisch hinterfragt. Besonders die «Ode an die Freude» wurde des öfteren zur Titelmusik geschichtlicher Ereignisse. Das Stück wurde zum Beispiel als «heroische Titanenmusik» im Dritten Reich verklärt, als freiheitliches Stück beim Mauerfall gespielt und als europäische Hymne ausgewählt. Auch auf Balkonen während der Coronakrise ertönend wird dieses Stück aktuell und insgesamt brisant.
Es deutet sich an, dass es eine gewisse Aufbereitung, zeitliche Einordnung und Kontextualisierung aufgrund der Erzählfragmente braucht. Vermutlich besonders, wenn es als Unterrichtsgegenstand eingesetzt wird. Es hat allerdings großes Potenzial beim didaktischen Einsatz für jugendliche und erwachsene Leser:innen. Nicht nur um sich mal auf andere Weise mit einer Biografie auseinanderzusetzen oder die Graphic Novel literar-ästhetisch zu genießen, sondern auch die Kooperation mit dem Fach Musik kann inspirierend wirken.
Stetters Kunst ist bemerkenswert. Bunt coloriert ist die Graphic Novel zwar nicht, die Farbpalette ist einfach gehalten, aber kontrastreich eingesetzt ̶ in den Tönen Schwarz, Weiß, Blau, Rot, Beige. Die Graphic Novel lebt von der kraftvollen Ausdrucksweise der schwarzen Linien, die, von der Musik Beethovens inspiriert, das Blatt dynamisieren. Beethovens Musik durchströmt (bildlich in «Notenwellen») die ganze Graphic Novel.

Es macht Spaß sie zu lesen und zu betrachten. Das Gesamtwerk kann zu einem synästhetischen Erlebnis werden. Vielleicht geht es anderen Lesenden genauso: Durch Bild und Text wird Beethovens Musik fast hörbar.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPNM; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 01.10.2021

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