Mutter Nummer Null

Autor*in
Hof, Marjolijn
ISBN
Übersetzer*in
Blatnik, Meike
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
139
Verlag
bloomsbury
Gattung
Ort
Berlin Berlin
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Der Sechstklässler Fejzo weiß schon immer, dass er adoptiert wurde, hat sich aber nie sonderlich dafür interessiert. Er lernt Maud kennen, die ihn erstaunt darüber befragt und ihn überhaupt erst auf die Idee bringt, seiner leiblichen Mutter nachzuforschen. Offen reagieren seine Eltern, später auch die Ämter, bis Fejzo erfährt, dass seine “Mutter Null” nicht in der Lage ist, sich mit ihm zu treffen. Eine undramatische, alltägliche Geschichte, die zeigt, wie wichtig Adoptierten ihre Wurzeln sind.

Beurteilungstext

Der Ich-Erzähler Fejzo erlebt und beschreibt seine Alltagswelt mit offenen Sinnen für alle Bereiche. Er hört auf Gerüchte, erkennt sie aber auch als solche, weiß noch nicht so recht, was Mädchen sind und lernt Maud kennen, die ihn forsch herausfordert. Er reagiert anfangs befremdet, gleichzeitig aber auch geschmeichelt und hat bald allen Grund, eifersüchtig zu sein - weiß aber nicht so recht, warum er das eigentlich ist. Aber alles bleibt alltäglich, undramatisch.
Das eigentliche Drama ist das, was nicht stattfindet: das Kennenlernen seiner leiblichen Mutter. Irgendwann kommt er auf die Idee, dass das ja irgendwer sein muss, nennt sie Nummer Null, weil er sieht, dass seine Adoptivmutter den Titel “Nummer Zwei” nicht verdient hat. Sie ist und bleibt für ihn die Nummer Eins. Das Verhältnis zu seinen Adoptiveltern ist auch uneingeschränkt gut, er sorgt sich eher um seine Schwester, die ebenfalls adoptiert wurde, deren Eltern aber keinesfalls ausfindig gemacht werden können. Ihr passt es nicht, dass der Bruder auf einmal zwei Eltern haben soll. Fejzo lässt nach seiner Mutter forschen und bald kann er keiner Frau mehr begegnen, ohne sich vorzustellen, sie könnte seine Mutter sein und müsste ihn eigentlich sofort erkennen. Die Fantasie-Mutter beherrscht alle Sinne und Träume. Immer wieder wird ihm das Angebot gemacht, die Suche abzubrechen, aber er beharrt auf seinem Wunsch. Deswegen ist die Absage der schließlich ausfindig gemachten Mutter ein Schock für ihn, der letztlich nicht sehr tief geht, sondern der lange Prozess hat ihm inzwischen deutlich gezeigt, was er an seinen Adoptiveltern hat und in welcher Welt er wirklich Zuhause ist.

Die Autorin greift unspektakulär das zentrale Problem der Adoptivkinder auf. Selbst unter optimalen Bedingungen in der Familie, in denen sie aufwachsen, bleibt das Defizit des Wissens um die leiblichen Eltern, um die Wurzeln des eigenen Ichs. Dramatisch wird es erst, wenn Komplikationen auftauchen, etwa die leiblichen Eltern selbst oder das Wissen um die Adoption, die sich einem Kind kaum verheimlichen lässt. (Nicht alle haben ein solches Glück wie Rosa von Praunheim, dem seine Adoptivmutter erst mit 92 Jahren die Adoption gebeichtet hat, er war da schon so reif und alt, dass ihn das nur noch amüsiert hat und er auch in Ruhe die Spuren seiner leiblichen Mutter ausfindig machen konnte - und gleich einen Film darüber drehte: Meine beiden Mütter).
Der größte Fehler, den Adoptiveltern machen können, ist es, ihren Kindern nicht zu sagen, dass sie andere Ursprünge haben. Hier ist das nicht der Fall, und deswegen bleibt die Geschichte auch so unspektakulär, nicht aber uninteressant für alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben oder selber noch welche sind.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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