Monsteroma

Autor*in
Steffinger, Lena
ISBN
978-3-948743-14-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Steffinger, Lena
Seitenanzahl
28
Verlag
Kunstanstifter
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Mannheim
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesenKlassenlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein mit unglaublichem Witz und zahlreichen Details gestaltetes Bilderbuch darüber, dass Monstermütter nicht in jedem Fall auch Monsteromas sein müssen.

Beurteilungstext

Schon das Vorsatzpapier macht große Lust auf dieses Buch: Ein behörntes Monster mit Pantoffeln und Perlenkette trinkt in einem dicken Sessel sitzend Tee, ein anderes trägt einen Bademantel und putzt sich die Zähne, ein drittes zieht einen Einkaufstrolley hinter sich her und überall wimmelt es von Würmern, Spinnen und Ratten. So stellt sich die junge Protagonistin ihre Oma vor, welche sie bisher noch nicht kennengelernt hat und die ihr Vater als „Monsteroma“ bezeichnet. Der wird, als gegen Ende des Sommers der Geburtstag seiner Mutter naht, wie jedes Jahr ganz gereizt, singt nicht so vergnügt wie sonst und erzählt auch keine Geschichten mehr, sondern fängt mit allen um sich herum Streit an. Zum Geburtstag seiner Mutter müsse man gehen, findet die Familie, und so entschließt sich auch der Vater, äußerst widerwillig, die „Monsteroma“ zu besuchen. Seine Tochter ist sehr aufgeregt und will unbedingt mitkommen. Ob so eine Monsteroma wohl Kinder frisst, heiße Schokolade mit Froschaugen kocht oder Wurmsalat serviert? Ob sie wohl Krallen hat und Feuer spuckt? Während die Tochter den Besuch kaum erwarten kann, drückt sich der Vater vor dem vorher nötigen Telefonat. Er muss plötzlich ganz unbedingt Schokolade kaufen gehen, seine Socken zählen, die Mülltonnen putzen und die Hecke krumm und schief verschneiden. Auch auf dem Weg zur Oma versucht er Zeit zu schinden, muss noch dringend eine neue Glühbirne im Haus befestigen und schlägt vor, den mitgebrachten, selbst gebackenen Kuchen einfach woanders zu essen. Schließlich stehen sie doch vor dem Haus und die Oma, die ihnen die Tür öffnet, sieht gar nicht so furchtbar aus wie erwartet. Gemeinsam essen sie den Kuchen – „Die Kirschen könnten etwas saftiger sein“ –, sprechen über dies und das und verabschieden sich bis zum nächsten Jahr. Nach dem Besuch schimpft der Vater zwar noch eine Weile vor sich hin, doch irgendwann beruhigt er sich, singt sogar wieder und zuhause machen die beiden mit der Mutter noch ein Picknick.
Der Text ist wunderbar amüsant geschrieben und bietet für erwachsene Leser*innen mehrere Stellen zum Schmunzeln – beispielsweise, wenn die Mutter der Ich-Erzählerin wegen Kopfschmerzen nicht mit zur Schwiegermutter fährt, beim Picknick aber plötzlich wieder wohlauf ist. Der Vater wirkt wie ein Kind, wenn er mit zahlreichen Mitteln versucht, den Besuch bei seiner Mutter aufzuschieben oder ganz zu umgehen. Zum einen mutet das sehr belustigend an, wie dieser erwachsene Mensch, der ja für die Erzählerin die Rolle des Elternteils innehat, sich plötzlich so trotzig und vermeidend verhält, zum anderen ist dies auch eine für Bilderbücher ungewöhnliche Perspektive auf Eltern. Der Vater ist hier nicht als ausschließlich reifer, abgeklärter Erwachsener und als Ideal dargestellt, sondern wird mit seinen Problemen und kindlichen Anteilen sichtbar. Und die Großmutter wird nicht wie in so vielen Kinderbüchern als sanfte, liebe Oma inszeniert, sondern es wird deutlich, dass sie eine sehr konflikthafte Beziehung zu ihrem Sohn hat. All dies wird auf eine kindgerechte, lockere und humorvolle Art in die Geschichte eingebunden und schließt mit der Botschaft ab, dass Menschen sich als Großeltern oft anders verhalten, als sie das als Eltern getan haben. Bzw., um es mit den Worten des Vaters zu sagen: „Vielleicht sind Monstermütter nicht unbedingt auch Monsteromas.“
Die Illustrationen sind mit Buntstiften, Bleistift und teils Wasserfarben gestaltet und sehr detailreich. Die Figuren sind maßstabsgetreu gezeichnet und zeigen eine ausdrucksreiche Körpersprache – vor allem der Vater, der sich mal die Haare rauft, mal mit bis zu den Ohren hochgezogenen Schultern vor der Haustür seiner Mutter steht, mal wütend umherspringt und am Ende des Buches wieder fröhlich über die Wiese läuft. Innerhalb der realistischen Situationsdarstellungen tauchen immer wieder auch verschiedene Monster auf, die der Vorstellungskraft der jungen Ich-Erzählerin entspringen. Das bereits angesprochene Vorsatzpapier, das vor der Geschichte ebenfalls mit Monstern überzogen ist, bildet hinten verschiedene Großmütter in ähnlichen Positionen wie zuvor die Monster ab. Dies passt gut zum zusammengesetzten Buchtitel und der Entwicklung der Geschichte. Die Illustrationen erstrecken sich teils über eine, teils über zwei Seiten und sind mit zahlreichen Schattierungen und Farbabstufungen versehen.
Didaktisch kann das Buch in Kindergarten und Grundschule zum Einsatz kommen, um Gespräche zum Thema Familie anzuregen und Anknüpfungspunkte für Berichte eigener Erfahrungen der Kinder zu geben.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass „Monsteroma“ mit einer Vielzahl von Details in Bild und Text aufwartet und wärmstens empfohlen werden kann!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Johanna Altmann; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 26.06.2022

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