Monsieur Matisse und seine fliegende Schere

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Teaser

Ein eindrückliches Bilderbuch über Henri Matisse und sein Spätwerk der Scherenschnitte.

Beurteilungstext

Der Maler Henri Matisse malt mit reinen Farben und großen Formen. Er ist ein Künstler mit einer Sonne im Bauch. Doch nach einer schweren Operation liegt er in einem weißen Zimmer ohne Farben und voller kantiger Ecken. Die Farben, um die er bittet, kann er im Liegen und Sitzen nicht bewältigen. Da beginnt er auszuschneiden. Mit wunderbarer Leichtigkeit entstehen neue Formen - fast wie Zeichnen und Malen gleichzeitig. Immer begeisterter treibt Matisse seine neue Kunst voran, die ihm die Möglichkeit gibt, noch stärker zu reduzieren und zu vereinfachen. Sein lebenslanges Streben nach flächenhafter Farbgebung, spannungsreichen Linien und spielerisch-leichter Bildkomposition finden hier zusammen. Diese Entwicklung erzählt Annemarie van Haeringen in ihrem neuen Bilderbuch über den Künstler. Sicherlich stark verkürzt und verdichtet, aber doch an realen Ereignissen entlang wird hier ein scheinbar banaler Paradigmenwechsel im Leben und Werk eines großen Künstlers des 20. Jahrhunderts dargestellt.
Die Bilder spielen mit den künstlerischen Techniken des Künstler. Sparsam aber markant eingesetzte Konturlinien der Zeichenfeder und aquarellene Farbflächen ergänzen sich wechselseitig und mit veränderter Dominanz; erst im Gegenspiel, dann nur noch Linien im Krankenhaus, dann zaghafte Flächen, die aber nur begrenzt auf Experimentalflächen keine richtige Struktur entwickeln und schließlich ein wahres Feuerwerk der Formen, ebenso ausgeschnitten wie in der Geschichte von Matisse berichtet.
So erzählt und zeigt das Buch seinen Inhalt auf zwei Ebenen, die zu großer Anschaulichkeit und Nachvollziehbarkeit führen. Es gibt Einblick in kunsttheoretische Entwicklungen, ohne zu überfordern und ist nachdrücklich zu empfehlen.