Monsieur Matisse und seine fliegende Schere

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Wie ein Maler vom Pinsel auf die Schere kommt.

Beurteilungstext

Monsieur Matisse ist ein Maler. Ein Maler mit der Sonne im Bauch. Seine Farben machen alle Leute froh. Mit diesen Worten beginnt die wunderbar zarte Hommage, die Annemarie Haering dem Maler Henri Matisse gewidmet hat, ein schmales Buch, in dem uns gezeigt wird, wie ein Mensch die Krise seines Alterns überwinden kann. Mit filigranem Strich führt sie uns ein, zeigt uns ein wunderbares Atelier, zeigt uns den Mann, der nicht mehr malen kann, zeigt uns ein kahles weißes Krankenbett in einem kahlen weißen Krankenhaus, das sich jedoch alsbald mit Farben füllt. Vor dem Ausbruch seiner Krankheit konnte er malen wie ein Wilder, jetzt kann er nicht mehr gehen und nicht mehr stehen; selbst seine Pinsel werden ihm zu schwer. Doch wie im Traum verlangt er nach Papier und schneidet Formen aus, kann als Gesegneter der Kunst aus der unermesslichen Fülle seines farb-und formenreichen Lebens schöpfen. Er schneidet und schneidet alle schönen Erinnerungen an seine Reisen aus: die Pflanzen, die Blumen, den Tang und die Algen, die Schwämme, die Vögel und die Frauen. So malt er schneidend bis ans Ende seiner Welt. Wir aber, kaum dass wir ihm in den Museen dieser Welt begegnen, sind froh, denn dieser Maler hatte bis zuletzt die Sonne im Bauch und gibt uns ein paar Strahlen ab.