Monsieur Hulot am Strand

Autor*in
Merveille, David
ISBN
978-3-314-10338-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Merveille, David
Seitenanzahl
56
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Gossau
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Tag am Strand – damit verbinden viele von uns Gedanken wie Erholung und Entspannung. Auch Monsieur Hulot möchte einen gemütlichen Tag am Strand verbringen. Jedoch wird diese Ruhe von einigen Zwischenfällen gestört und macht den Strandbesuch zu einem Abenteuer. Diese von David Merveille gezeichnete Bildgeschichte basiert auf dem Kurzfilm „Die Ferien des Monsieur Hulot“ des französischen Regisseurs Jacques Tati, der 1953 erschienen ist. Ein urkomisches Bilderbuch, das Sommerlaune verbreitet.

Beurteilungstext

Die von David Merveille gezeichnete Bildgeschichte „Monsieur Hulot am Strand“ führt den Leser bereits auf dem Vorsatzblatt in den Handlungsort des Geschehens ein. Es ist früh am Morgen, die Sonne steigt über dem Meer auf und der kleine, idyllische Badeort namens Saint-Marc-sur-Mer ist noch menschenleer. Auf der Titelseite wird in einem runden Bildausschnitt die Hauptfigur Monsieur Hulot (sprich: Ülo) vorgestellt. Dieser schaut Pfeife rauchend aus der Dachluke eines strandnahen Hauses und hält Ausschau nach dem Wetter. Auf der ersten Doppelseite erwacht der kleine Badeort langsam zum Leben. Auch Monsieur Hulot hat das Haus verlassen und kauft bei einer alten Dame noch eine Zeitung, um schließlich an den Strand zu gehen. Der große, langbeinige Mann mit Mütze, Pfeife, Ringelsocken und „Hochwasserhose“ ist voll bepackt mit Liegestuhl, Sonnenschirm, Kescher, Tennisschläger und Badetasche. Mit ihm betritt auch ein Vater mit seinem Sohn den Strand. Die Darstellung dieser beiden Figuren erinnert sehr an die Vater-Sohn-Geschichten von E.O.Plauen. Während Vater, Sohn und Mutter schon einen Platz am Strand gefunden haben, ist Monsieur Hulot noch auf der Suche nach dem richtigen Plätzchen. Bisher verläuft der Tag sehr harmonisch. Doch irgendwie ahnt man als Leser, dass da etwas in der Luft liegt. Und schon auf der nächsten Seite nimmt die Handlung ihren Lauf – nämlich als Monsieur Hulot den Liegestuhl aufzubauen versucht. Dargestellt wird dies auf einer Einzelseite in sechs kleinen und äußerst lustigen Szenen, sodass der Leser die Aufbauprozedur mitverfolgen kann. Jeder, der schon einmal einen Liegestuhlaufbau erfolgreich gemeistert hat, fühlt mit der Hauptfigur, kann sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Doch endlich hat es Monsieur Hulot geschafft und liegt, Zeitung lesend unterm Sonnenschirm. Er genießt die Ruhe bis ihn der Wasserball des kleinen Jungen am Kopf trifft und ihm die Pfeife aus dem Mund schlägt. Nun ist es mit der Ruhe endgültig vorbei, denn nun reiht sich slapstickartig ein Missgeschick an das nächste und der Leser kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Mit erhobenem Zeigefinger schießt Monsieur Hulot den Ball zurück und verliert dabei seinen Schuh, der, zum Ärger des angelnden Vaters, im Wasser landet. Als Monsieur Hulot den Schuh auf seinem Schirm trocknet, wird dieser schließlich von einer Möwe auf das Fensterbrett eines Strandhotels entführt. Eine turbulente Rettungsaktion beginnt, bei der Monsieur Hulot mehrere Stühle und Tische eines gut besuchten Cafés stapelt, schließlich aber doch auf seinen Schuh verzichtet und ihn der Möwe als Nest überlässt. Er entschuldigt sich bei den Gästen und kehrt zurück an den Strand, um sich wieder seiner Lektüre zu widmen. Doch schon wird seine Ruhe wieder gestört. Erneut wird er von einem Ball (diesmal ein Ping-Pong-Ball) des kleinen Jungen am Kopf getroffen. Anstatt ihm böse zu sein, spielt er mit dem Jungen. Aufgrund eines zu kräftigen Abschlags landet der Ball aber schließlich auf dem Kopf des Vaters, der darüber nicht sehr erfreut ist. Auf diese Art und Weise hat Monsieur Hulot noch einige andere Störungen zu verkraften, bis er letztlich seine Zeitungslektüre in aller Ruhe fortführen kann und dabei einschläft ohne zu bemerken, dass die Flut kommt. Bei Sonnenuntergang treibt er nun schlafend auf das offene Meer. Besorgt schaut ihm der kleine Junge hinterher und scheint sich zu fragen, wohin es Monsieur Hulot nun verschlägt. Auf der letzten Doppelseite sieht man, wie Monsieur Hulot am Strand eines Badeortes angeschwemmt wurde, an Land geht und sich bei einem Mann eine neue Zeitung kauft. Dem aufmerksamen Betrachter wird dabei nicht entgangen sein, dass sich die Sprache nun geändert hat. Findet man auf der ersten Seite in den Bildern noch französische Bezeichnungen wie „Hotel de la plage“, „presse“ oder „Charlie Hebdo“, so sind es auf der letzten Seite englische Wörter wie „The Beach Inn“, „The Press“ oder „Times“. Auch die typisch britische Telefonzelle, ein Bentley und die Flagge Großbritanniens weisen eindeutig darauf hin, dass sich Monsieur Hulot nun auf britischem Festland befindet. Sollte er etwa auf seinem Liegestuhl bis nach Großbritannien geschwommen sein?

Erzählt wird diese Geschichte des Monsieur Hulot ausschließlich durch die großartigen Bilder von David Merveille. Die detailreichen Illustrationen umfassen meist Doppelseiten und füllen diese randlos aus. Es gibt auch einige Szenen, die Einzelseiten umfassen oder in zwei bis vier Panels wie in einem Comic aufgeteilt sind. Die Pinselzeichnungen sind in weiß sowie in heller und dunkler abgestuften Grautönen gestaltet und beinhalten witzige Details. Diese farbliche Gestaltung bringt Ruhe in die Ereignisse, die sich wie Perlen an einer Schnur aneinanderreihen und lässt damit ein ausgiebiges Betrachten der sehr ästhetischen Bilder zu. Monsieur Hulot wirkt durch seinen nostalgischen Kleidungsstil (Hochwasserhose, Ringelsocken, Ganzkörperbadeanzug), die langen Beine und das kantige Gesicht mit der spitzen Nase etwas ungelenk und tollpatschig, vielleicht auch etwas unnahbar. Hinzu kommt, dass seine Mütze stets tief ins Gesicht gezogen ist, sodass die Augen, außer in drei Szenen, nicht zu sehen sind. Diese Darstellung unterscheidet sich von der der anderen Figuren. Dennoch schließt man diese Figur als Leser schnell in sein Herz und fühlt mit ihr - auch wenn man sich beim Betrachten ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.

Insgesamt ein rundum gelungenes Buch, welches auf jeder Seite eine frische Brise von Meeresluft verströmt. Die Bildergeschichte regt zum Erzählen und Erfinden eigener (Urlaubs)Geschichten an. Sehr empfehlenswert!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von anka; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 26.09.2016

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