Mogel
- Autor*in
- Mohl, Nils
- ISBN
- 978-3-499-21537-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 200
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Reinbek
- Jahr
- 2014
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 9,99 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Vom Stadtrand in die Vorstadt: Nils Mohl erzählt wieder sehr eindringlich aus einem Mikrokosmos. Nicht einmal 24 Stunden lang schauen wir durch die Augen von Miguel, der sich für diese Nacht als Mädchen verkleiden muss - und das als 15-Jähriger, bald 16 alt. Nichts ist gefestigt, alles liegt noch vor Miguel und der Clique.
Beurteilungstext
Der Titel des Buches wird einem Versprecher entnommen, denn Miguel dos Santos hat seiner kleinen Clique etwas vorgeschummelt. So wird aus Miguel nicht nur Miguela, sondern auch ""Mogel"". Mit dem Tod seiner ganz kleinen Schwester Leonore begann eine kurze Phase des exzessiven Trinkens seiner Mutter. Deswegen ist kein Alkohol im Haus. Deswegen ist das Spiel um ""Vorglühen"" für das Wochenende mit seinen Freunden Flo Da Ho (Florian Daniel Horowitz), Dimitrijus Dambrauskas, genannt Dimi D, und Silvester ein echter Betrug: alkoholfreies Bier aus dem Fass im Partykeller! Ja, geht's noch? Strafe muss sein! Aus Miguel wird Miguela, Silvesters Schwester Kitty und deren Freundin Domino - beide nicht die einzigen kleinen Hinweise auf frühere Bücher (Indianerland, Stadtrandritter) von Nils Mohl - machen aus dem Jungen ein richtiges Mädchen, sodass sogar seine angehimmelte Candy, die offensichtlich mit dem Angeber (Spitzname ""Hengst"") geht, darauf hereinfällt. Tolle Junge-Mädchen-Junge-Gefühle werden damit angedeutet, aufgedeckt, entlarvt.
Nils Mohl versteht es hervorragend, sich in junge Menschen hineinzudenken, sowohl in Jungen wie auch in Mädchen und - wie hier - in einen Jungen in perfekter Mädchenverkleidung. Er eröffnet uns Lesern diese kleine Welt, von denen wir, Blatt um Blatt, mehr erfahren, um uns mehr und mehr zu wundern, wie unter solch gar nicht guten Bedingungen derartige aufrechte Gefühle wachsen können.
Mohl beschreibt nicht das Bildungsbürgertum, das mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit seine Bücher verschlingt, sondern die, die am Rand leben, sich aber bereits von den Betontürmen des Stadtrands in die Reihenhäuser der Vorstadt vorgekämpft haben. Und? Wird das Leben dort leichter, besser, ehrlicher? Das Leben, zeigt der Autor, macht gar nichts. Du bist es, der etwas macht, etwas bewirkt, auf etwas antwortet im Verhalten, mit Unsicherheit, ob die Entscheidung, wenn man fällen muss, richtig ist.
Die Sprache des Autors und des Buches ist selbstverständlich elaboriert, auch wenn sie keinen Halt macht vor anderer Sprache. Dimi zum Beispiel vermeidet es zu sprechen. Er meldet sich, auch von hier nach dort drüben, mit seinem Handy. Py-Witt, Py-Witt ruft das Handy und sagt für ihn, was er nicht sprechen mag.
Die Sprüche der Jugendlichen sind nicht immer ""stubenrein"", wir befinden uns in der letzten Phase der Pubertät: ""Mit Vögeln kann man viel Spaß haben."", ""Ist doch gefickt wie gebumst."", ""Den Riemen ledern.""
Der Aufbau der Geschichte beginnt mit Kapitel 16 bis 19, dann erst kommt das erste Kapitel. Jetzt weiß jeder, dass wir eine kleine Rückblende lasen, die uns hineinwarf in die Situation. Später werden wir chronologisch weiter fortschreiten.
Was bleibt? Erwachsene (sehr, sehr zu empfehlen!) werden sich ziemlich sicher wenigstens in Teilen wiederfinden, alte Gefühle werden wieder warm werden. Junge Jugendliche werden sich identifizieren. Mädchen werden sich in Jungen finden, Jungen in Mädchen. Unglaublich, wie der Autor diese Welt antizipiert und sie fesselnd weitergeben kann.