Moby-Dick; oder: Der Wal

Autor*in
Melville, Herman
ISBN
978-3-86150-711-6
Übersetzer*in
Rathjen, Friedhelm
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Kent, Rockwell
Seitenanzahl
959
Verlag
Zweitausendeins
Gattung
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2004
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
29,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In einer neuen Übersetzung von Friedhelm Rathjen will der Verlag Zweitausendeins endlich dem Original gerecht werden. Der Übersetzer bleibt nach eigener Aussage möglichst eng an der Lexik, Syntax und Zeichensetzung des Quelltextes, aber ob dies wirklich auch in der deutschen Sprache funktioniert, muss wohl der Leser selbst entdecken...

Beurteilungstext

Wer kennt ihn nicht diesen Klassiker der Literaturgeschichte - wenn auch meist nur die Verfilmungen. Schnell erinnert man sich an den vermeintlich aggressiven Wal und seinem Widersacher Kapitän Ahab. Wer allerdings noch nie die Literaturvorlage in den Händen hielt, kann sich auch keine Vorstellung von der Komplexität des Buches machen. Ein zugleich naturwissenschaftliches, wie philosophisches Werk, welches ebenso eindrucksvoll die Tiefen der menschliche Psyche veranschaulicht.
In "Moby Dick; oder: Der Wal" schildert Melville auf über 800 Seiten beeindruckend die Odyssee des Protagonisten ("Nennt mich Ismael"), dessen wahre Identität im Buch verborgen bleibt. Nachdem Ismael schon auf Handelsschiffen gedient hat, treibt ihn seine Abenteuerlust nach Nantucket, um dort erstmals auf einem Walfänger anzuheuern. Auf seiner Reise lernt er den Indianer und Harpunier Queequeg kennen, der ihm ein enger Freund wird. Gemeinsam gelangen sie auf den Walfänger Pepuod, dessen Kapitän der berüchtigte Ahab ist. Dieser lässt sich erst spät, schon auf hoher See erstmals auf Deck blicken und macht gleich sein Ziel der Reise deutlich. Moby Dick, ein weißer Wal, wegen dem der Kapitän ein Bein verlor, soll erlegt werden. Die aus vielen Teilen der Erde bunt zusammengewürfelte Mannschaft der Pequod trifft schließlich auf den Wal, der sich nicht einfach geschlagen gibt. Die vielen Harpunen können dem Tier anscheinend nichts anhaben und letztendlich wird die Mannschaft und auch Kapitän Ahab Opfer dieses wehrhaften Tieres. Sie werden in die Tiefen des Meeres mitgerissen. Im Epilog wird deutlich, dass nur einer dieses Drama überlebte...
Dieses imposante Werk "Moby-Dick; oder Der Wal" von Herman Melville erschien1851 erstmals in London. Es folgten deutsche Übersetzungen, die nach Meinung des Verlages Zweitausendeins mehr oder weniger verbessernd in den Text eingriffen. In eben jenem Verlag erschien im September 2004 erstmals die Übersetzung von Friedhelm Rathjen. Er gibt dem deutschsprachigen Leser eine neue Sichtweise in die Sprachstruktur von Melville, indem er dessen Sprache möglichst getreu dem Ausgangstext widerzuspiegeln versucht. Kein einfaches Unterfangen und nicht selten scheint gerade diese starke Anlehnung an den Urtext, mit dem unweigerlich eher befremdlichen Deutsch, das flüssige Lesen immer wieder zu verhindern. Zwar ist sicherlich auch die Sprache Melvilles nicht einfach ausgelegt, ist der Leser jedoch mit dem Lesen des Originals sicherlich besser beraten, als eine übermäßig motivierte Übersetzung in Angriff zu nehmen.
Vielleicht aber auch gerade deshalb ist diese Übersetzung besonders für den Englischunterricht geeignet, da sie sicherlich zeigt, dass eine wortgetreue Übersetzung nicht immer den Sinn oder auch das Gefühl des Originals widerzuspiegeln vermag.
Dennoch, egal welche Übersetzung einem vorliegt, dieses Buch muss man sich zur Aufgabe machen und ist freilich nicht einfach zu lesen. Immer wieder schweift der Autor von der eigentlichen Erzählung ab, um beispielsweise eine Einführung in die Cetologie, in die Systematik des Wal oder in die Farbe weiß zu geben. Und auch die Wortwahl selbst ist gewöhnungsbedürftig, so ist schon auf der ersten Seite von Chondrien, Sentenz und Cato die Rede. Und ist dieses Buch häufig aus Sicht des Protagonisten Ismael, als Ich-Erzähler verfasst, so wird diese Erzählform wiederum nicht konsequent verfolgt. Und auch die 135 Kapitel sind noch nicht alles was dieses Buch zu bieten hat. So steht dem eigentlichen Roman noch eine Etymologie zum Thema Wal voran. Und schließlich existiert noch ein nahezu 200 Seiten starker Anhang, indem u.a. auch Friedhelm Rathjen zu Wort kommt und seiner Einstellung zum Übersetzertum kund tut. Dieses Buch dürfte daher nur für wenige Mitmenschen als seichte Urlaubslektüre geeignet sein. Schon aus diesem Grunde sehe ich den Gebrauch als Klassenlektüre eher schwierig und wenn nur auszugsweise oder im Vergleich.
Zu erwähnen bleiben noch die ausdrucksstarken Illustrationen des Künstlers Rockwell Kent. Er hatte sich fast vier Jahre auf die Arbeit vorbereitet und ist sogar auf einem Walfänger mitgereist. Diese intensive Auseinandersetzung mit der Materie spiegelt sich daher auch in den vielen schwarz-weiß Zeichnungen wieder. Die Gefühle und inneren Bilder des Lesers scheinen genau getroffen.


Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BN.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Melville, Herman

Melville, Herman

John Marr und andere Matrosen

Weiterlesen
Melville, Herman

Moby Dick

Weiterlesen
Melville, Herman

Bartleby, der Schreiber

Weiterlesen
Melville, Herman

Moby Dick

Weiterlesen