Moana

Autor*in
Lewin, Waltraud
ISBN
978-3-8067-5109-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
381
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Moana, die samoanische Frau des deutschen Pianisten, kommt 1905 in das kalte, fast winterliche Berlin. Zu der äußerlichen fühlt sie vor allem die innerliche Kälte. Als ihr Mann auf Konzerttournee geht, wird sie Opfer eines Spionageversuches. Ihre bildhafte Sprache soll verschlüsselt werden. Aus eigener Kraft entkommt sie knapp dem Arzt, der sie in einer Psychiatrie festhält.

Beurteilungstext

Die Geschichte spielt in 1905. Samoa ist eine deutsche Kolonie. Adam Landmann, der Sohn des Pfarrers dort, ist ein begnadeter Pianist. Er und die Häuptlingstochter Moana verlieben sich ineinander und heiraten. Dies ist aber nach der samoanischen Sitte nicht gestattet, und so fliehen die beiden. Es geht nach Deutschland, nach Berlin, zu einem Onkel. Adam hat ihre Ankunft angekündigt und hofft auf einen ersten Unterschlupf dort mit seiner Frau. Nach der langen mühsamen Reise aber treffen sie in Berlin den Onkel nicht an, er ist plötzlich verstorben, die Nachricht nach Samoa hat das junge Paar nicht mehr erreicht. Professor Krieger, der ehemalige Klavierlehrer von Adam, entdeckt in ihm ein wahres Genie und organisiert für ihn Konzerte. Erst kleinere vor Ort, dann mit einer Geigerin eine große Tournee durch Deutschland, Marokko und Frankreich. Dies ist die erste Trennung von Moana und Adam. Moana bleibt in dem geerbten und freundlich eingerichteten Häuschen außerhalb von Berlin. Professor Krieger soll auf sie achtgeben, das hat er seinem Meisterschüler versprochen.
Zwei junge Ärzte nehmen sich Moana an, als Krieger sich selbst auf eine musikalische Reise begibt. Inzwischen fühlt sich Moana sehr einsam, verfällt zunehmend in eine Depression. Ihr Mann schickt ihr regelmäßig Briefe. Das Warten auf die tägliche Post ist ihre einzige Beschäftigung, sie isst kaum noch etwas. Es kommt ein Brief aus Samoa von ihrer Schwiegermutter. Ihr Vater, das samoanische Oberhaupt der Insel, konnte seiner Tochter die Heirat mit dem Deutschen und die Flucht nicht verzeihen. Er hat den Lebensbaum von ihr abhacken lassen. Er selbst ist voller Gram, spricht nicht mehr und verfällt innerlich. Schließlich ist er voller Kummer und Stolz verstorben. Dies Nachricht bricht Moana das Herz. Sie erinnert sich an das Trauerritual, wenn jemand gestorben ist. Sie will sich selbst ein Tattoo in die Füße machen, versucht es mittels eines scharfen Messers und Tinte. Sie verliert dabei viel Blut und fällt in Ohnmacht. Sie wird so vorgefunden und umgehend in die Privatklinik einer der beiden Ärzte gebracht. Er, wie auch der andere Arzt, sind Psychiater. Nun beginnt die tragische Geschichte von Moana als Versuchskaninchen. Herr Feldkamp, der ehrgeizige junge Arzt, möchte berühmt werden. Er will verschiedene Chemikalien verwenden, um dann Moana unter Hypnose zu setzen. Mit dem befreundeten Gropius, Linguisten, haben sie Großes vor: für die Regierung wollen sie einen sprachlichen Geheimcode entwickeln. Moana leidet unter Gedächtnisschwund, sie spricht nur in ihrer bildhaften Sprache. Diese soll unter Hypnose in ein richtiges Deutsch übersetzt werden. Zudem codieren die beiden “Wissenschaftler” diese bildhaften Sätze, damit die Regierung leichter Länder überfallen kann. Also Spionage. Moana geht es trotz der Medikation immer besser. Ihr kommt die Behandlung, der Umgang der beiden Männer mit ihr, immer merkwürdiger vor. Sie reißt alle ihre Kraft zusammen, widersetzt sich innerlich der Hypnose, hört deren Gespräche und kommt allmählich hinter den geheimen Plan. Sie hat vor sich zu widersetzen, flieht aus der Klinik und schafft es sogar alle Aufzeichnungen zu vernichten. Auf der Konzerttournee werden Adam und die Geigerin auf einer kleinen Insel vor Marokko festgehalten. Die Tour wird auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Politik bestimmt nun ihren Zeitplan, nicht mehr die Agentur. Der Kontakt zwischen dem jungen Paar, Adam und Moana, ist abgerissen. Durch eine List gelingt es aber Moana doch ihrem Mann eine Nachricht zukommen zu lassen. Schlimmes ist passiert. Er eilt sofort nach Berlin zurück, er versteht die bildhaften Ausdrücke, die sie geschickt hat.

In dem Buch geht es zwar um ein Paar, das eine Trennung überstehen muss. Aber im Mittelpunkt steht der rassistische Umgang im Berlin Anfang des vorigen Jahrhunderts mit einer jungen Frau aus Samoa. Moana erlebt Erniedrigung, Missachtung, sieht einen “Menschenzoo”, ist erschüttert. Man bekommt einen kleinen Eindruck von der Atmosphäre in der deutschen Großstadt von 1905. Das ist, meiner Meinung nach, die eigentliche Botschaft des Buches: sensibel mit anderen Kulturen umzugehen und ein bisschen nachzuvollziehen, wie furchtbar Rassismus sein kann. Ebenso zu erfahren, wie jemand für Spionagezwecke erpresst werden kann.
Erfreulich ist die Beschreibung von Moana, einer starken, mutigen, selbstbewussten Frau.
Die Autorin schreibt in einer unkomplizierten Sprache. Fremd ist die Bildhaftigkeit der samoanischen Ausdrücke und Sätze von Moana, die einer Übersetzung bedürfen. Die Geschichte ist packend und spannend geschrieben.
Etwas für gemütliche lange Winterabende.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Te.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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