Mit Jane Goodall bei den wilden Schimpansen

Autor*in
Nielsen, Maja
ISBN
978-3-8369-6258-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Deutsch
Illustrator*in
Zeise, Lena
Seitenanzahl
64
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BiografieBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2025
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteraturFreizeitlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wie kam es, dass aus einer jungen Engländerin mit Sekretärinnenausbildung und einem halben Jahr Kellnerinnenarbeit eine der berühmtesten Primatenforscherinnen wurde? Wie hat sie geforscht? Was waren ihre wirklich bahnbrechenden Erkenntnisse?

Beurteilungstext

In den 1860er Jahren kamen die ersten Schimpansenkinder in deutsche Zoos. Da sie menschenähnliches Verhalten an den Tag legten, begann man sie zu „erziehen“. Noch 1939 mussten zwei Schimpansenkinder im Zoo von Basel lernen, anständig mit dem Löffel, die Suppe aus einem Teller zu essen. Und in „Brehms Tierleben“ von 1927 steht u.a. die Beobachtung (S. 89): [Ein Forscher] „sah auf einem Schiffe ein [Schimpansen]Weibchen, das man gelehrt hatte, den Backofen zu heizen. Es erfüllte sein Amt zur allgemeinen Zufriedenheit, …“ In diesem Artikel werden noch weitere Tätigkeiten beschrieben, die angeblich Schimpansen an Deck erledigt hatten, die sonst von Matrosen erfüllt werden mussten. Ob dies stimmt, ist natürlich sehr fragwürdig. Aber wie verhalten sich Schimpansen wirklich?

Maja Nielsen, seit Jahren bekannt für hervorragend erzählende Sachbücher, hat sich der Person Jane Goodall (* 1934) angenommen und entscheidende Episoden aus ihrem Leben in einem von Lena Zeise bebilderten Sachbuch im DIN A4-Format publiziert.
Sie berichtet, dass Jane auf dem Land mit vielen Tieren groß geworden war und immer sehr gerne Tiere beobachtet hat. Schon als Kind hat sie davon geträumt, nach Afrika zu reisen und dort unter Tieren zu leben, so wie ihr literarisches Vorbild Tarzan. Nach ihrer Ausbildung zur Sekretärin bekam sie einen Brief einer ehemaligen Mitschülerin, die sie nach Kenia auf die Farm ihrer Eltern einlädt. Jane reiste nach Afrika und lernte nach einiger Zeit den berühmten Paläoanthropologen Louis Leakey (1893 – 1972) kennen, arbeitete zunächst als seine Sekretärin, dann als seine Assistentin und bekam den Forschungsauftrag, Schimpansen im Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania für mehrere Monate zu beobachten. Ziel war, vom Verhalten der freilebenden Schimpansen auf das Verhalten von Frühmenschen zu schließen.

Nach vielen Schwierigkeiten wie z.B. fast alleine im Dschungel zu sein, nach Malaria-Anfällen oder Scheinangriffen von wilden Tieren, konnte sie zu der Schimpansengruppe Vertrauen aufbauen und frühere Vermutungen von Forschern bestätigen. So beobachtete sie, dass Schimpansen Gräser und Äste als Werkzeuge benutzen, Steine als Hammer und Amboss gebrauchen, um Nüsse zu knacken, … Damit diese Entdeckungen auch für die Wissenschaft glaubhaft transportiert werden konnten, schickte Louis Leakey einen Tierfotograf zu Jane, der alles mit Fotos und Film dokumentieren musste. Diesen Fotografen – Hugo van Lawick – heiratete sie im Jahr 1964.

Damit bricht das Sachbilderbuch ab. Maja Nielsen macht einen Sprung ins Heute und zeigt die fast 91-jährige Jane Goodall, wie sie ihre Forschungsergebnisse weitergegeben hat, welche Institutionen sie gegründet hat und wie sie vor allem Kinder in ihre Arbeit zum Schutz dieser Tiere einbindet.
Maja Nielsen und ihrer Illustratorin ist ein großartiges Buch gelungen, das tiefe Einblicke in die Forschungsarbeit mit freilebenden Schimpansen zeigt. Außerdem gibt es immer wieder kurze Infokästen, in denen über die Olduvai-Schlucht, über die Sprache der Schimpansen, über Rangordnungen usw. berichtet wird. Im Anhang sind weitere Infos zum Leben von Jane Goodall aufgelistet. Was aber fehlt - und das ist ein großes Manko an diesem Sachbilderbuch – ist eine Zeitleiste. Es wäre wichtig zu erfahren, in welchen Jahren Jane Goodall nach Afrika gefahren ist, wann ihre Forschungsarbeit begonnen hat, wann ... So bleibt alles im zeitlich Ungefähren hängen.

Trotzdem ist es ein absolut informatives Buch, das auch durch seine naturgetreuen großen und kleinen Tierzeichnungen beeindruckt. Großartig sind die fast fotografischen Gesichter der Schimpansen. Ein Sachbilderbuch, das auch für Erwachsene interessant ist. Doch ob Kinder ab 8 die langen Texte „durchhalten“, kann bezweifelt werden. Eine Empfehlung ab 10 wäre sinnvoller.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 12.03.2025

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