Mit den Möwen fliegen

Autor*in
Timm, Kähler-
ISBN
978-3-522-17830-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kehr, Karoline
Seitenanzahl
205
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2006
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der kleine Junge Kostja läuft von zu Hause weg und weiß, er kann nicht zurück. Einige Zeit lebt er auf der Straße zusammen mit seinem Freund Radek. Die geliebte Schwester kann er nicht sehen. Oft wünscht er sich, wie die Möwen in ein neues Leben zu fliegen. Als es Winter wird, geht er mit Radek ins Kinderheim. Da kommen eines Tages Leute, die ihn adoptieren wollen und mit ihm in ein neues Leben fliegen. Zurück bleiben seine Schwester, Freund Radek und sein ganzes altes Leben. Die Spuren bleiben.

Beurteilungstext

Auch ein neues Leben, wie das von Kostja, beginnt nicht bei Null Das alte Leben gehört dazu, muss seinen Platz im neuen Leben haben, macht die Identität aus.
Die Autorin entscheidet sich, aus der Sicht des Kindes Kostja zu erzählen, .
Kostja erlebte in seinen jungen Jahren zum einen die liebevolle Zuwendung der Schwester und Großmutter zum anderen die Brutalität des Vaters. Instinktiv spürte er, dass er nachdem er seinen Vater mit dem Messer bedrohte, um die Mutter zu schützen, nicht mehr nach Hause zurück konnte. Auf der Straße angekommen, findet er Radek, den Tausendsassa. Der ist ein guter Freund, hat wirklich alles, was einen guten Freund ausmacht und noch einiges mehr. Da kann man das Leben auf der Straße aushalten. Die klugen Sprichwörter, die die Autorin Radek sagen lässt, machen deutlich, welches Potential viele Kinder haben. Und doch fühlt sich Kostja sehr allein, hat Sehnsucht nach der Schwester und nach einem anderen Leben. Als der Winter kommt, wird klar, dass sie so nicht weiter leben können. Die Begegnung mit der Schwester lässt bei Kostja die Sehnsucht nach mehr Geborgenheit noch stärker werden. Als die dann auch von zu Hause weg läuft, ist der Zeitpunkt gekommen, ins Heim zu gehen. Leider trennen sich ihre Wege sofort wieder, weil es nur Heime für kleine oder große Kinder gibt. Dass Kostja und die Schwester sich nicht wieder sehen, ist sehr bedrückend. Gut dass die Autorin, die Möglichkeit für später offen lässt.
Das Heimpersonal wird sehr unterschiedlich beschrieben. Die Leiterin und der Hausmeister scheinen in ihren Beruf zu gehören, die Erzieherinnen eher weniger. Sie sind ein abschreckendes Beispiel. Da ist es schon gut, dass die Jungen der ehemaligen Mitarbeiterin des Heimes begegnen, die deutlich pädagogisches Feingefühl und die Fähigkeit Zuwendung zu geben, besitzt.
Die ganze Adoptionsvermittlung wird aus Kindersicht gut beschrieben. die gemischten Gefühle der Jungen, die Angst und Kostjas Erschöpfung, bei so vielen Dingen, die auf seinen Kopf einstürmen. Dramatisch ist die nicht stattfindende Verabschiedung vom Freund, weil alles so schnell geht, dass Kostja sogar den Schal von der Schwester vergisst. Das macht die mangelnde Sensibilität der russischen Behörden, oder auch ihre völlige Überforderung deutlich.
Im neuen Leben angekommen wird an einigen markanten Passagen beschrieben, was das Kind zu bewältigen hat. Besonders gut ist seine Bemühung, das Erlebte zu verdrängen dargestellt. Das das nicht geht, wissen zum Glück die neuen Eltern. Dass er es erst heraus lassen kann und verarbeiten, wenn er in der neuen Familie sicher ist, wird sehr gut beschrieben. Nichts ist übertrieben dargestellt, sehr lebensnahe.
Hilde Kähler- Timm ist ein ausgezeichnetes Kinderbuch zu einen sehr brisanten Thema gelungen. Ich bin selbst Heimerzieher und zolle ihr hiermit meine Anerkennung.
Schriftgestaltung und Kapitellänge sowie das Format des Buches sind sehr leserfreudig.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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