Mit 18 mein Sturz Mein Leben im Gefängnis

Autor*in
Simsek, Mihrali
ISBN
978-3-401-06434-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
156
Verlag
Arena
Gattung
Krimi
Ort
Würzburg
Jahr
2010
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Buch schildert den Hergang, der zur über sechsjährigen Gefängnisstrafe des Autors führte, der zwar Türke ist, aber in Deutschland geboren wurde und sich als Deutscher fühlt. Parallel werden der Weg bis zur Straftat und einige Zeit des Aufenthaltes im Knast als Kontrast dargestellt: Drinnen und Draußen.

Beurteilungstext

Diese beiden Ebenen werden zeitgleich und chronologisch nebeneinander entwickelt, so dass der Leser erst ganz am Ende des Textes den Grund für die Verurteilung erfährt. So wird ein Bild des Erzählers entworfen, das stets die Gegensätzlichkeit seines Charakters, seiner Gefühle, seiner emotionalen Zerrissenheit vorführt und es dem Leser schwer macht, trotz der außergewöhnlichen Brutalität der Tat, die zur Verurteilung führte, ein gewisses Mitleid mit dem Erzähler und Brutalo aufzubauen. Die sozialen Umstände im Elternhaus, in der Schule, besonders aber in der Gang, die scheinbar auf Treue und andere Rituale setzt, die mit der türkischen Herkunft erklärt, mehr aber verklärt werden, können als Ursachen für das Versagen des Erzählers festgemacht werden. Beeindruckend ist auch der Versuch, alle Geschehnisse historisch zu begründen, wobei mir die ethnischen Wurzeln mitunter zu überbetont erscheinen in der Darstellung der Motivation. Die Erzählwut, die dem Buch zugrunde liegt, ist Folge des Versuchs, mit dem Schreiben auch eine Befreiung und evtl. eine Läuterung des schreibenden Individuums herbei zu führen. Ist die Ebene draußen relativ sachlich, vermag diejenige drinnen auch komische Züge zu entfalten, was auflockert beim Lesen. Die Sprache ist - dem Autor und seiner Migration entsprechend - derb und klar, mitunter vulgär. Aber seine Bekenntnisse zu bspw. Heinrich Heine - als einem seiner Vorbilder - versöhnte mich mit dem Text. Das Buch vermag Warncharakter anzunehmen.

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Diese Rezension wurde verfasst von rene.
Veröffentlicht am 01.01.2010