Minna Melone - Wundersame Geschichten aus dem Wahrlichwald

Schlagwörter

• Abenteuer
• Freundschaft
• Theater
• Tiere

Teaser

Die Wanderratte Minna Melone macht mit ihrem Wandertheater Station im Wahrlichwald. Abend für Abend spielt und erzählt sie von ihren unglaublichen Abenteuern und Reisen. Das Eichhörnchen Zara ist fasziniert. Doch die anderen Tiere sind skeptisch. Vor allem der weiße Uhu übt Kritik und unterstellt Minna Lüge und Aufschneiderei. Können die fantasievollen Geschichten dem geruhsamen Leben der Waldtiere schaden? Wahrheit contra Fantasy?

Beurteilungstext

Wahrheit oder Lüge – das ist die Frage! Zumindest für den weisen Uhu, der glaubt, über alles gut Bescheid zu wissen und die Waldtiere vor der Wanderratte Minna Melone warnen zu müssen. „Hochverehrtes Publikum…“ so begrüßt diese nämlich Abend für Abend ihre mehr oder minder zahlreichen Gäste und erzählt und spielt dann den Waldtieren ihre unglaublichsten Abenteuer vor, die alle so oder ähnlich hätten stattfinden können. Doch an der Frage: was soll, was darf Kunst? scheiden sich die Geister. Eichhörnchen Zara ist begeistert und lässt sich gern verzaubern und mit auf Minnas Erlebnis- oder Fantasiereisen nehmen. Doch der Uhu pocht auf den absoluten Wahrheitsgehalt. Und die Vorurteile gegen Wanderratten spielen dabei für ihn eine ebenso große Rolle wie die Furcht, der Arbeitseifer und die alltägliche Routine der Waldtiere könnten durch Sehnsüchte und Fantasie gestört werden.
Zwischen Ankunft und Abreise der Wanderratte Minna Melone liegen, eingebettet in die Rahmenhandlung vom Wahrlichwald, zehn wunderbar fantasievolle und spannende Geschichten der Wanderatte über den Schatz von Rattlantis, unsichtbare Piraten, über den Amerika-Express und Wolkenkratzer in New York oder ein geheimnisvolles Bermuda-Viereck…
Das Rezept dieses sehr empfehlenswerten Vorlesebuchs besteht in dem gelungenen Zusammenspiel von Rahmenhandlung und den abendlichen Abenteuergeschichten und der fantasievollen „Garnierung“ mit den liebevollen Farbillustrationen von Mareike Ammersten. Diese setzen die unglaublichen Erlebnisse der Wanderratte „stimmungsvoll und emotional“ in Szene. Manche Geschichten der Wanderratte werden über zwei Abende erzählt. Dann hält sie die Waldbewohner, die anfangs nur vereinzelt, am Ende in Scharen kommen, in Spannung bis zur nächsten Vorstellung. Auch die Rahmenhandlung um die Waldtiere des Wahrlichwaldes (welch schöne Anspielung und Assoziation zum Wort Wahrheit)) entwickelt einen eigenen Spannungsbogen, als klar wird, dass der weise Uhu ein solches Wandertheater nicht dulden will. Doch das kleine Eichhörnchen Zara wagt mutig ein Gespräch und ist am Ende verblüfft, dass immer mehr Waldtiere die abendlichen Vorstellungen besuchen und sogar der Uhu seine Meinung ändert und zuschaut.
Sprachliche Rituale wie die abendliche Begrüßung und Verabschiedung der Theaterbesucher, aber auch der sich wiederholende Textaufbau erhöhen das Vergnügen beim Vorlesen. Und wie in der Geschichte so werden sich auch die Zuhörer Abend für Abend auf eine Fortsetzung freuen können und in den gleichfalls wundersamen Bildern die Abenteuer im Geiste miterleben.
Am Ende ist es den Waldtieren egal, ob es die Wahrheit ist oder nicht. Entscheidend ist die Kraft der Fantasie.
Eines Abends ist der Theater-Platz unerwartete leer. Die Wanderratte ist weitergezogen. Doch nicht, ohne einen Brief an „Zara Zylinder“ hinterlassen zu haben. Von nun an wird Zara im Rampenlicht stehen, denn Minna Melone hat den Staffelstab weitergereicht in der Hoffnung, dass auch Zara bald die Waldbewohner mit Geschichten begrüßen wird, die „…allesamt so oder so ähnlich ganz bestimmt und höchstvielleicht stattgefunden haben“ (S.65) Und vielleicht ergibt sich ja aus diesem offenen Ende die Aussicht auf einen zweiten Band der wundersamen Geschichten aus dem Wahrlichwald…?! Absolute Empfehlung dieses wunderschönen Vorlesebuchs!