Millionen

Autor*in
Boyce, Frank Cottrell
ISBN
978-3-551-35567-6
Übersetzer*in
Naoura, Salah
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
252
Verlag
Carlsen
Gattung
Erzählung/RomanKrimi
Ort
Hamburg
Jahr
2004
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
6,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In dem konfliktreichen, aktionsreichen Roman voll hintergründigem Humor geht es um das große Geld, mit dem die Brüder Damian (5. Klasse) und Anthony (6. Klasse) konfrontiert werden. Beide vermissen ihre kürzlich verstorbene Mutter: überforderter Vater, neue Wohnung, neue Schule, neue Nachbarn...Durch Zufall geraten bei der Einführung des Euro 229 370 kleine Pfund Sterling in die Hände der beiden Jungen, aber sie haben nur 17 Tage Zeit, dieses Bargeld auszugeben.

Beurteilungstext

Im Klappentext heißt es über das mit dem Luchs des Jahres ausgezeichnete Buch: “Es gibt 229 370 Gründe, warum dieser Roman so grandios ist.” (Konrad Heidkamp. Die Zeit)
Dieses Nicht - Nur- Kinderbuch voll origineller Verwicklungen, lässt sich alters- und genremäßig schwer einordnen: gesellschaftskritischer Krimi oder problemorientiertes Kinder - und Jugendbuch? Den fiktiven Hintergrund des Romans bildet die Einführung des Euro in England. Damit bietet der Autor sowohl Erwachsenen als auch Kindern ein breites Reflektionspotenzial an, um den Wert des Geldes für unterschiedliche Bezugsgruppen in unterhaltsamen Episoden erlebbar zu machen. Alles ist verpackt in eine tragikomische Familiensituation, die Damian aus der Ich - Perspektive so erzählt, dass man zwangsläufig wegen seiner Sicht auf die Ereignisse fortlaufend schmunzeln muss. Die beiden Brüder als Hauptfiguren bewältigen den Tod ihrer Mutter unterschiedlich. Konflikte löst der ältere Anthony mittels Notlügen, die “sind schnell und schmackhaft, man schluckt sie gerne.” Der Junge hat sofort erkannt, dass es bei dem Fund der Geldtasche in Bahndammnähe nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Während er sich ständig von den eigentlichen Geldräubern verfolgt fühlt, versucht er hartnäckig, aber erfolglos, das Geld bei Banken oder in Immobilien anzulegen. Schließlich werden 10 Pfund -Scheine für die Erfüllung diverser Wünsche inflationär eingesetzt, für ”all die Dinge, die Dad immer für rausgeschmissenes Geld hielt...” Die Peergroup wird dabei in das Tauschen und Handeln einbezogen, so dass “aus dem Schulhof ein einziger Riesenflohmarkt wird”. Anders dagegen Damian : Der “hat sie nicht mehr alle, ist bekloppt”, weil er denkt, das Geld kommt von Gott. Nach dem Tod seiner Mutter hat er sich zur Lebensbewältigung umfangreiche Kenntnisse über die verschiedenen Schutz - und Notheiligen angeeignet, mit denen er nach Bedarf in Kontakt tritt. Einige begegnen ihm sogar in Visionen, z. B. Franz von Assisi. Nach dessen Vorbild kauft er Vögel, denen er die Freiheit gibt, versucht er das Geld an Arme und Hilfsprojekte zu verteilen. Das bleibt in der Öffentlichkeit nicht unbeobachtet, und Damian wird zum “Problem”. Geld brauchen viele - auch Dad: “Wenn man etwa stiehlt, stiehlt man es jemandem. Aber wem stehlen wir es denn? ...Wir gehen morgen in de Stadt, tauschen das Geld um und dann werden wir es ausgeben.” Das gelingt jedoch nicht in vollem Umfang, obwohl Dads neue Freundin Dorothy sich sehr geschickt dabei anstellt. Was geschieht mit dem Rest? Voller Euphorie wird in Anthonys Zimmer die Fußballertapete mit Geldnoten überklebt. Damian bringt die Tasche mit den letzten Scheinen heimlich zurück zum Bahndamm und verbrennt das Geld. Dabei erscheint ihm im Traum seine verstorbene Mutter: “Ich wollte Gutes tun, aber das Geld macht alles schlimmer”, erklärt er ihr. Zum Schluss darf Damian über die Verwendung der letzten noch verbliebenen nagelneuen Euro als einziges “total ehrliches Mitglied der Familie” allein entscheiden: “Also ließen wir für 20345 Euro 14 handgebohrte Brunnen in Nigeria bauen. ... Manchmal kann Geld aus deiner Hand wie frisches Wasser aus einer Pumpe auf ausgedörrten Boden fallen. Dann saugt die Erde es begierig auf und plötzlich schießen aus ihr kilometerweit Getreide und Blumen hervor...”
Der Stoff und die Botschaft des Buches entsprechen dem Titel. In “Millionen” ist die Darstellung sozialer Aspekte gebunden an eine Vielzahl von zwischenmenschlichen Beziehungen. Weil alles aus der begrenzten Perspektive Damians erzählt wird, muss sich der Leser wertend zum Inhalt in Beziehung setzen. Das kann er auf humorvolle
Weise.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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