Migrar Weggehen

Autor*in
Mateo, José Manuel
ISBN
978-3-922825-90-6
Übersetzer*in
Layer, Ilse
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Pedro, Javier Martínez
Seitenanzahl
20
Verlag
Edition Orient
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2015
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
28,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das doppelseitige, zweisprachige Leporelloalbum erzählt im eindrucksvollen Schwarz-weiß beispielhaft von der Geschichte einer mexikanischen Familie, die ihre Heimat verlassen musste. Den Ich-Erzähler, einen kleinen Jungen, kann man in dem Bilderfluss von Anfang an bei all seinen Erlebnissen entdecken und begleiten.

Beurteilungstext

Ein mexikanischer Junge berichtet von seinen Erinnerungen - an die Kindheit in seinem Dorf, von den Spielen mit seiner Schwester und seinem Hund - und davon, wie alles anders wurde, nachdem die Männer, darunter auch sein Vater, fortgegangen waren. Es folgen die Beschreibungen der Zugfahrt nach Norden mit seiner Mutter und seiner Schwester; nicht in einem Abteil, sondern auf dem Dach eines Waggons. Spätestens da wurde ihm bewusst, dass die Zeit des sorglosen Spielens vorbei war. Trotz der Grenzpatrouillen und der scharfen Wachhunde gelingt ihnen die Überwindung der hohen Mauer. Sie schlagen sich bis nach Los Angeles durch, wo sie darauf hoffen, sich wieder ihren Lebensunterhalt selbst verdienen zu können und vielleicht den Vater wiederfinden werden.
Landflucht und die Abwanderung in die Städte oder aus großer Not sogar auf andere Kontinente gab es schon immer. Doch im Einwanderungsland USA hat man längst die Grenzen geschlossen, obwohl man ohne illegale Arbeiter aus Mexiko oder Kuba kaum den allgemeinen Lebensstandart aufrechterhalten könnte. Der Text erzählt aus rein kindlicher Sicht, wie es ist entwurzelt zu sein. Der Leser wird davon berührt und macht sich seine eigenen Gedanken. Seine Heimat zu verlassen aus wirtschaftlicher Not? In Europa entbrennt gerade die Diskussion um Flüchtlinge und Asylbewerber, um politisch Verfolgte und um diejenigen, die aus dem Krieg in ihrem Land fliehen, um sich und ihren Kindern das nackte Leben zu retten. Überlebenswichtig für jeden Einzelnen ist doch die Frage: Wie kann es gelingen, die Ursachen zu bekämpfen? Denn niemand flieht freiwillig!
Das Buch mit seinem aktuellen Thema kommt optisch altmodisch daher. Der Künstler Javier Martínez Pedro hat die Tradition des Malens auf Baumrindenpapier wieder aufgenommen. Das schmale, in schwarzes Leinen gebundene Aufklappbuch im Format 32 cm x 16 cm lässt sich wie ein Rollbild aufhängen, in voller Länge fast 1,60 m; doch mit dem dekorativen Aspekt allein wird man dem Werk nicht gerecht. Der Verlag bewirbt es mit dem Hinweis auf alle Altersgruppen: für Kinder ein Wimmelbuch, für Jugendliche ein politisches über Migration in Mittelamerika und für Erwachsene als bibliophiles Künstlerbuch.
Das alles ist sicher wahr, aber vor allem lassen sich für jeden Betrachter viele Details in der Tier- und Pflanzenwelt entdecken, in der Landschaft, bei den klapprigen Transportmitteln, in den Städten und nicht zuletzt bei den Menschengruppen, so dass man - angesichts der Schönheit der Natur auf der einen sowie der Veränderung bis hin zur Zerstörung auf der anderen Seite - von ganz allein ins Nachdenken über die unmenschlichen Ursachen von Flucht und Vertreibung gerät.

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Diese Rezension wurde verfasst von OAL.
Veröffentlicht am 01.01.2016