Mensch sucht Sinn Fünf Erlebnisse mit den Weltreligionen

Autor*in
Ebinger, Katharina
ISBN
978-3-522-30051-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schöffmann-Davidov, Eva
Seitenanzahl
174
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fünf Geschichten über die fünf Weltreligionen mit jugendlichen Protagonisten. Geschichten, die von Angehörigen der jeweiligen Religionen erdacht sind, um jugendlichen Leser eine undogmatische Begegnung mit den Religionen zu ermöglichen.

Beurteilungstext

Ob man Jugendliche für die Weltreligionen interessieren kann? Ob man ihnen, wenn man es geschickt anstellt, religiöse Traditionen nahe bringen kann? Da sind gewichtige Zweifel angesagt. Viele Jugendliche wissen ja vielleicht gerade noch, welcher Religion sie zugehören. Aber, was man da so glaubt und wie man seine Religion praktiziert - wer könnte das auf Anhieb erklären? Verschwindend gering sind die Kenntnisse, lose die Bindungen. Wo soll man ansetzen? Nicht zufällig sind die Protagonisten der "Fünf Erlebnisse mit den Weltreligionen" allesamt in dieser Hinsicht typische Jugendliche. Shannon, Tochter amerikanischer Juden, die zum Buddhismus konvertiert sind, findet ihre Eltern peinlich. Simon, ein Straßenjunge, der in einem christlichen Heim gelebt hat, hasst es, "vollgelabert" zu werden. Das hinduistische Mädchen Kalpana, Tochter säkularisierter indischer Wissenschaftler in Deutschland, vermag auf die interessierten Fragen der Mitschüler zu ihrer Religion keine Antwort zu geben. Tarik fühlt sich von seinem frommen größeren Bruder, der einmal cool war, bevor er die Moschee für sich entdeckte, bevormundet und eingeengt. Und Schoscha lernt ihr Judentum gerade erst im Zuge ihrer Vorbereitung auf die Bat-Mizwa kennen. Was diese Jugendlichen (so verschieden sie sind) eint, ist nicht nur ihr zunächst distanziertes Verhältnis zur Religion, sondern auch, dass sie am Ende der jeweiligen Geschichte um Erfahrungen mit der Religion reicher sind. Sie sind Menschen begegnet, die in Gelassenheit bedrohliche Situationen meistern, Menschen, die aus religiöser Motivation heraus menschlich sind, helfen, sich einsetzen, oder einfach durch ihre eigene religiöse Verwurzelung Interesse und Neugier wecken. Ob die Jugendlichen etwas von "ihrer" Religion verstanden haben? Ob sie gar selbst ein wenig religiös geworden sind? Ob es weiter gehen wird mit ihnen und "ihrer" Religion? Das bleibt meist offen. "Mensch sucht Sinn" will eben nicht Nachfolger werben im Sinne einer Missionspredigt. Und es will auch nicht primär informieren im Sinne eines Sachbuches. Es will schlaglichtartig beleuchten, Berührungspunkte skizzieren, Kontakte herstellen. Mehr nicht. Jugendliche fragen nach Sinn, orientieren sich, sind auf der Suche nach sich selbst. Fertige Pauschalantworten oder gar Dogmen können sie nicht gebrauchen. Erfahrung ist gefragt, Lebenserfahrung von Menschen. Lebenserfahrung als Kostprobe, an der sie nippen können, ohne noch zu entscheiden, ob sie später hier oder doch ganz woanders ihren Durst stillen werden. Die "Fünf Erlebnisse mit den Weltreligionen" in "Mensch sucht Sinn" sind solche Kostproben. Die Weltreligionen erhalten hier menschliche Antlitze: Personen, die für ihre Religion stehen und andeuten, was es heißen könnte, dieser Religion anzugehören. Wobei sich die Autoren, die den Namen nach vermutlich jeweils selbst Angehörige der dargestellten Religionen sind, darin unterscheiden, wieviel Kenntnis sie auf diesem Wege transportieren wollen. In der Darstellung des Christentums und des Islam hat deutlich die Dramaturgie die Oberhand behalten, auf Kosten der Wissensvermittlung. Umgekehrt verhält es sich v.a. bei dem Beitrag über das Judentum, wo eine kleine Rahmenhandlung die vielen Detailinformationen nur mühsam zusammenhält. Auch die Geschichte über das Hindumädchen Kalpana, die mit ihrer Familie eine Reise nach Indien unternimmt, um ihre Wurzeln zu erforschen, wirkt zum Teil zu diesem Zweck konstruiert. Meiner Ansicht nach am überzeugendsten hält noch die Story über die amerikanische Teenagerin Shannon und ihre buddhistische Tante die Waage zwischen erzählerischer Güte und programmatischem Anliegen. Trotzdem: die Projektidee dieses Buches (5 Autorinnen schreiben undogmatisch und offen über ihre Religion eine Geschichte für Jugendliche) hat insgesamt zu einem Ergebnis geführt, das sich sehen lassen kann, auch vom Layout her. So etwas hat es meines Wissens bislang nicht gegeben. Da will man ihm nun auch jugendliche Leser wünschen. Nur welche? Die schon religiös Interessierten wie auch die Kritischen werden mehr und anderes wissen wollen, als hier zu finden ist. Die, die gerne lesen, werden sich am Genre der Programmgeschichte stoßen. Dagegen diejenigen, die nicht gerne lesen, beklagen, dass über 170 nur spärlich bebilderte Seiten zu bewältigen sind. Die Indifferenten schließlich vermag wahrscheinlich auch das noch so gut gemachte Buch nicht hinter dem Ofen hervorzulocken. Noch Mal: Wer also wird's lesen? Religionspädagogen vielleicht. Und mit ihnen vermutlich so manche Schülerin und mancher Schüler, beispielsweise als Eingangslektüre zur Beschäftigung mit einer der Weltreligionen. Das wäre eine schöne Ergänzung zu den manchmal spröden Fakten der Schulbücher.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von STO.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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