Memory error oder Wie mein Vater über den Jordan ging

Autor*in
Wegberg, Tanya A.
ISBN
978-3-499-21478-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
Rowohlt
Gattung
Krimi
Ort
Reinbek
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jordan lebt in einer therapeutischen Einrichtung. Was er dort erlebt und wie er hinter das Geheimnis seiner Blackouts kommt, die ihn und den Therapeuten beunruhigen, wird aus seiner Sicht erzählt.

Beurteilungstext

Jordan, aus dessen Ich-Perspektive die Geschichte erzählt wird, lebt in einer therapeutischen Wohngruppe, in der er unter anderem vom Doc behandelt wird, einem Psychotherapeuten, der für ihn immer wichtiger wird. Er leidet unter Black-Outs und Erinnerungslücken, die ihm schwer zu schaffen machen und ihm einen klaren Blick auf seine Identität und seine familiäre Geschichte erschweren. Vor allem ist da das Geheimnis um den Tod seines Vaters - oder sollte man eher sagen, seines Erzeugers -, der Zeit seines Lebens die Familie tyrannisiert und misshandelt hat? Jordan findet am Ende dank des Engagements der Leute in der Einrichtung und vor allem durch den Doc doch zu sich selbst und als dann sein älterer Bruder auftaucht und ihn darüber aufklärt, dass er nicht schuld ist am Tod seines Vaters, kann wirklich alles gut werden.
Bis es allerdings so weit ist, muss man sich als LeserIn durch die mehr als 300 Seiten des Buches durcharbeiten, deren Banalität (" Ich gucke beleidigt auf meine Converse-Sneakers runter." S. 254) nur gelegentlich unterbrochen wird durch unerwartete ‚dramatische' Ereignisse, wie einen handfesten Streit zwischen den Jungen oder den üblen Verdacht, dass Jordan ein "irrer Killer" ist. Der Jugendslang ("total angefuckt"), der dieser Figur in den Text diktiert wird, wirkt bemüht und aufgesetzt und das Berlinerische, das einige Figuren in Dialogen sprechen ist auch angenehmer zu hören als zu lesen
Kann ein Jugendbuch, geschrieben von einer Germanistin/Anglistin, die freie Lektorin wurde, "um den ganzen Tag lesen zu können" (Eigendarstellung am Ende des Buches) und die als Beraterin in einer Art Telefonseelsorge für Jugendliche tätig ist, wirklich was taugen? Vielleicht ja, aber dieses ödet wirklich schnell an, weil es zu bemüht ist, zu pädagogisch und zu gewollt jugendlich. Und dann die Bibelsprüche - bleischwer und fettgedruckt. Wo hat die Autorin die immer her, dass sie die traumatisierten Helden immer passend in die Feder diktieren kann?
Meine Kritik an diesem Buch möchte ich noch verbinden mit einem Hinweis: Der beste Jugendroman über einen schwer traumatisierten Jugendlichen, erzählt aus seiner Perspektive, ist für mich seit Jahren "Ich bin Amerika" von E. R. Frank - realistisch und glaubwürdig sowohl was die Story angeht als auch die Figur.

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010