Meine Schwester Sara

Autor*in
WEISS, RUTH
ISBN
978-3-423-62169-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
313
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2006
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Rückblickend berichtet der Ich-Erzähler über seine Schwester Sara, ein deutsches Mädchen, das die Burenfamilie in den 40er Jahren nach Südafrika holt. Zunächst sind alle bezaubert von dem hübschen Kind, besonders der Vater, der sich ein blondes, blauäugiges Mädchen gewünscht hat. Doch als sich durch verspätete Papiere herausstellt, dass Sara kein arisches Kind, sondern eine Jüdin ist, sieht der Vater sie nicht mehr als seine Tochter – und richtet nie wieder ein persönliches Wort an sie.

Beurteilungstext

“Meine Schwester Sara” ist ein ungewöhnlich bewegendes Buch, das man nicht lesen kann, ohne sich intensiv mit der Thematik des Fremdenhasses zu beschäftigen. In einer ruhigen, bedachten Sprache lässt Ruth Weiss den alten Mann über die Vergangenheit seiner Familie erzählen. Die Erinnerungen des Erzählers sind eingebettet in seinen Tagesablauf, so dass der Leser mit ihm in die Vergangenheit abtaucht, aber immer wieder auch in die Gegenwart zurückkehrt. Eine kluge und angenehme Erzählweise, denn die Erinnerungen eröffnen nach und nach eine schreckliche Geschichte, die man in kleinen Abschnitten mit Sicherheit besser verkraften kann. Man braucht auch als Leser die kleinen Teepausen des Erzählers, um über das soeben Erfahrene Nachzusinnen und in seiner Grausamkeit zu erfassen.

Die Erzählung eröffnet eine Facette der Auswirkungen des Dritten Reiches, die den wenigsten Menschen bekannt sein dürfte: Es war ein übliches Verfahren, deutsche Kriegswaisen nach Südafrika zu bringen, wo sie adoptiert wurden. Als Feinde der Engländer waren Deutsche in Südafrika gern gesehen, viele Buren unterstützten den Rassenhass der Deutschen und wollten durch die Adoption einer deutschen Kriegswaise ihren Teil beitragen.

Geschickt verbindet Ruth Weiss die Parallelen, die sich zwischen dem Rassenhass im Dritten Reich und der nationalistischen Apardheidsregierung, der auch Saras “Vater” angehört, zeigen: So wie die Juden aus nichtigen, unsinnigen Gründen unterdrückt, verstoßen und schließlich getötet wurden, wurden in Südafrika die Bantu, die Ureinwohner als minderwertig behandelt und durch ungerechte Gesetze unterdrückt.

Hilfreich ist der Anhang, der nicht nur fremde Begriffe und politische Zusammenhänge erklärt, sondern auch eine Zeittafel und eine Karte Südafrikas zur besseren Orientierung bietet.

Ein wahnsinnig spannendes, aber auch extrem bewegendes und trauriges Buch, das Rassenhass und Antisemitismus von einer völlig neuen Seite beschreibt.

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Diese Rezension wurde verfasst von StD.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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