Mein wahrhaft wirkliches Leben davor und danach.

Schlagwörter

• Gender/Geschlecht
• Liebe
• Tiere

Teaser

Ein Autounfall katapultiert Ezra aus einem erfolgreichen High-School-Leben in ein Leben als Außenseiter. Nichts ist mehr wie vorher. Doch dann kommt die geheimnisvolle Cassidy und er verliebt sich das erste Mal. Sein Leben nimmt wieder Fahrt auf und doch ist alles anders als es scheint. Ein berührender Roman voller Wahrhaftigkeit, Witz und Tiefsinn.

Beurteilungstext

Das knallgelbe Cover mit der Silhouette einer Achterbahnfahrt und dem verheißungsvollen Titel ""Mein wahrhaft wirkliches Leben davor und danach"" sticht sofort ins Auge. Auch der knackige Klapptext reizt originell, alles in allem ein gelungener Anstoß, Jugendliche zum Lesen zu bewegen.
Ezra erzählt aus der Ich-Perspektive von seinem Leben nach dem Autounfall, der seine Sportkarriere abrupt beendet. In Rückblicken erfährt der Leser, wie beliebt er war und all das hatte, was sich 16-jährige Jungs erträumen: Mädchen, Clique, Sport und Spaß. Sein Leben schien perfekt.
Zum Außenseiter wird er nach den Ferien, als er mit steifem Bein zurück in die Schule kommt und sein letztes Schuljahr auf gänzlich neue Art erlebt. Seine Suche nach dem richtigen Platz in der Schule (Cliquentisch) und im Leben bestimmt ab jetzt sein Handeln. Er ist den Irrungen und Unsicherheiten im Umgang mit Gleichaltrigen, die er bis vor kurzem noch zu seinen Freunden zählte, zunächst ausgeliefert. Die unangepasste und geheimnisvolle Cassidy ist neu an der Schule und im Debattierclub kommen sich beide langsam näher. Er ist fasziniert von ihr und mit der Liebe gewinnt er allmählich die Zuversicht, sein Leben wieder lebenswert zu empfinden. So entdeckt er die Verbundenheit zu seinem alten Kinderfreund Toby wieder, findet neue Freunde und damit eine neue Sicht auf das, was Bedeutung hat.
Ezra ist auf dem Weg ins Erwachsenenleben und man kann sich als Leser dieser sympathischen und schlagfertigen Figur nicht entziehen. Es ist herrlich, wie es der Autorin mit geschliffenen Dialogen gelingt, die Jungensicht auf Mädchen, Cliquen, Partys und Leben zu beschreiben. Der Protagonist reflektiert ehrlich und authentisch seine Einstellungen und kommt nach und nach zu wichtigen Erkenntnissen, die dem Leser niemals aufgesetzt oder künstlich erscheinen. Ezra sieht sein fiktives Ich, das sich einen Schutzwall aus Beliebtheit, Sport und Sorglosigkeit aufgebaut hatte, zunehmend kritisch. Dem Leser kommt zum Schluss vielleicht sogar der Gedanke, dass, bei aller Tragik des Unfalls, sein Leben genau dadurch an Wahrhaftigkeit gewonnen hat.
Doch der Lesesog entsteht vornehmlich aus dem Rätsel um Cassidy. Ihr Geheimnis offenbart sich anfangs nur in Andeutungen und Vermutungen. Sie ist eine schillernde und sehr raumgreifende Figur. Der Leser bleibt ebenso wie Ezra lange im Ungewissen. Mit der unerwarteten Trennung nimmt der Roman Tempo auf. Ihre verletzenden Worte und Ezras Bestürztheit führen zu einer erneuten Tragödie.
Robyn Schneider hat aus den geläufigen Themen des Erwachsenwerdens und der Suche nach dem Sinn im Leben einen außergewöhnlich stimmigen Roman verfasst. Sie gestaltet die verschiedenen Charaktere wunderbar einfühlsam und variantenreich. Mit originellen Ideen und herrlichem Humor wird man während des Lesens Teil dieser Gemeinschaft und findet sich oft in den Figuren wieder. Cassidy wirkt auf Ezras Leben wie ein Katalysator. Sie weckt die Dinge in ihm, die längst angelegt sind. Letztlich ist es eine Geschichte, die Mut macht genau zu schauen, was macht mein Leben aus und wohin will ich.
Der Roman wird nie langweilig und ist für Jungen und Mädchen gleichermaßen interessant. Ein grundehrliches Buch über Freundschaft, Liebe, Glück und Tragödien für Leser ab 15 Jahren. Sehr zu empfehlen.