Mein Schatten ist pink

Autor*in
Stuart, Scott
ISBN
978-3-649-63996-1
Übersetzer*in
Schaefer, Kristina
Ori. Sprache
Englisch
Sprecher*in
Stuart, Scott
Umfang
40  Minuten
Verlag
Coppenrath
Gattung
AudioBilderbuchSachliteraturTaschenbuch
Ort
Münster
Jahr
2021
Alters­empfehlung
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Der Ich-Erzähler ist eine Junge kurz vor Eintritt in die 1. Klasse. Er mag Mädchenspielzeug und -kleider und behauptet: "Mein Schatten ist pink". Damit, so sein Verständnis, ist er anders als andere Männer, die er kennt: Opas, Papas und die Schatten seiner Brüder sind nämlich blau. Der Junge fühlt sich als Außenseiter und "nicht richtig".

Beurteilungstext

"Mein Schatten ist PINK" ist ein in Reimen erzähltes Buch gegen Geschlechterklischees sowie von Erwachsenen gewünschtes Rollenverhalten. Stattdessen wirbt es dafür, kindliches Verhalten und ein sich Ausprobieren zuzulassen und nicht automatisch mit der Frage der sexuellen Orientierung zu verknüpfen - um Gender und Geschlechtsidentität geht es im Kita-Alter nicht.
Der Junge im Buch kann schon sehr genau benennen, dass sein Schatten pink ist und derjenige der anderen männlichen Familienmitglieder blau. Er kann sagen, aufgrund seiner Schattenfarbe und seiner Vorliebe für "Ponys und Bücher, Prinzessinnen" anders zu sein und vermutet, dass damit ein "nicht richtig sein" verbunden sein könnte. Entsprechende Erfahrungen etwa mit dem Vater, der davon spricht, diese Gefühle würden sich schon irgendwann verflüchtigen bzw. in der Schule, als er am ersten Tag im Kleid auftaucht und von den Mitschülerinnen und Mitschülern nur sprachlos angestarrt wird, bestätigen den Verdacht des Jungen. Aus meiner Sicht überzieht der Autor in diesem Punkt: Derart explizit formulieren Kinder im thematisierten Alter das eigene Selbst wohl nur selten.
Aus entwicklungspsychologischer Sicht wird Geschlecht gelernt und erleben Kinder etwa bis zum Eintritt in die Schule ihre eigene "Geschlechtskonstanz". Sie lernen im Verlauf an Role Models in der Familie, im Kindergarten (Erzieher/in), in Vereinen und in der Schule, was es heißt, Mann oder Frau zu sein bzw. gewinnen sie einen Eindruck davon, wie die gesellschaftlichen Geschlechterbilder zu sein haben. Belegt ist ebenfalls, dass insbesondere im Kita-Alter das Spiel mit den Rollen Raum greift. Das Spiel stellt einen wichtigen Raum der Entwicklung und Entfaltung für Kinder dar. Im Spiel entwerfen und überprüfen sie Realitäten. Es gehört ebenso zur kindlichen Entwicklung wie die sogenannten Doktorspiele, bei denen das Geschlecht des anderen erkundet wird.
Was will "Mein Schatten ist PINK" beim kindlichen Leser erreichen? Der Autor und Illustrator wünscht sich Selbstliebe ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Normen und Geschlechterklischees. Einverstanden. Und: Einspruch. Der über die Entwicklung des Sohnes zunächst abwehrende, dann besorgte und schließlich verständnisvolle Vater, der selbst ins Kleid springt, kommt mir ebenso unglaubwürdig vor wie der Nachvollzug der Metapher "Dein Schatten bist du". Zu schnell wendet sich das Blatt zum Guten, geht der Junge anderntags einfach erneut und mit neuem Mut im Kleid zur Schule und findet auf der Stelle Freunde. Ganz so einfach dürfte es dann doch nicht sein. Noch eins: Der Buchmarkt gibt sensibler erzählte Bilderbücher zum selben Thema her, zum Beispiel "Julian ist eine Meerjungfrau" von Jessica Love (2020).

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kerstin Hosie; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 01.10.2021

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