Mein neues Herz lernt, wie man l(i)ebt

Autor*in
Blake, Ashley Herring
ISBN
978-3-423-76290-8
Übersetzer*in
Ott, Bernadette
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
346
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2019
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die zwölfjährige Sunny hat nach zwei Jahren Warten ein neues Herz eingepflanzt bekommen. Sie beschäftigt sich mit ihrer neuen Identität und dem jungen Mädchen, das „für sie“ starb. Für ihr neues Leben hat sie viele Pläne, sie will großartige Dinge tun, eine neue beste Freundin finden und endlich einen Jungen küssen. Außerdem taucht ihre Mutter auf, die sie als Vierjährige zu einer Pflegemutter gegeben hat.

Beurteilungstext

Es ist ein seltenes Thema in der Kinder- und Jugendliteratur, das dieser Roman aufgreift. Eine Herztransplantation ist schon ein Ereignis, in das man sich als gesunder Mensch schlecht hinein denken kann. Doch die zwölfjährige Sunny hat noch weit mehr seelisch zu bewältigen als nur die Operation. So hat sie durch die lange Wartezeit ihre ehemals beste Freundin verloren. Wie bei allen pubertären Mädchen wächst das Interesse an Jungs und zum Beispiel am ersten Kuss. Arglos hat Sunny bei ihrer besten Freundin die Frage aufgeworfen, ob es wohl dasselbe Gefühl sei, wie bei einem Kuss mit einem Mädchen. Und Margot hat das Versprechen, niemandem davon zu erzählen, gebrochen und damit ihre Freundschaft verraten. Doch Sunny hat noch ein weiteres schweres „Päckchen“ zu tragen: Ihre Mutter, einst eine gefeierte Sängerin, war zur Alkoholikerin geworden und hat deshalb ihre vierjährige Tochter ihrer Freundin Kate anvertraut. Bei ihr hat Sunny Heimat, sehr viel Liebe und große Fürsorge erfahren. So hat Sunny immer eine Begegnung mit Ihrer Mutter abgelehnt, die sie einst „verlassen“ hatte. Als nach der Herzoperation die Mutter im Krankenzimmer auftaucht, kann sie der Begegnung nicht mehr ausweichen. Die Autorin lässt Sunny selbst über ihre Gefühle, ihre Ängste, ihre Hoffnungen und Enttäuschungen, die sie durchlebt, berichten. Es ist ein sehr tränenreicher „Bericht“ geworden. Sunny ist fast gleichzeitig mit vielen neuen Situationen konfrontiert und sehr belastet worden. Man hat aus tiefstem Herzen Mitleid mit dem jungen Mädchen, das diesem gesamten Gefühlswirrwarr ausgesetzt ist, und fragt sich, ob das neue Herz dies alles verkraften kann. Doch Sunny ist ein sehr starkes Mädchen, sie entwickelt einen energischen Willen und widersetzt sich zunehmend der sie überbehütenden Kate, indem sie sich nun ungefragt mit ihrer noch „fremden“ Mutter zum Surfen trifft. So steht Sunny zwischen zwei Frauen, die um ihre Liebe kämpfen. Aber sie erlebt auch sehr glückliche Momente, als sie am Strand ein Mädchen kennenlernt, das sie sofort ins Herz schließt. Auch die blauhaarige Quinn hat noch nie geküsst, und so packen die beiden dieses Problem gemeinsam an. Doch beide entdecken, dass ein Kuss mit Jungen gar nicht so erstrebenswert ist. Also machen sich die Mädchen auf die Suche nach ihrer eigenen Sexualität. Alles findet ein gutes Ende, so viel sei verraten. Was diesen Roman zu einer so anrührenden und gleichzeitig sehr spannenden Lektüre macht, ist die Sprache. Sie ist unglaublich poetisch, etwa bei der Beschreibung von Stimmungen, wenn Sunny aus ihrem Fenster auf das Meer blickt. Und sie gleitet niemals ab ins Kitschige oder Sentimentale. Sunny hat einen starken Charakter, und sie sieht ihre Lage immer wieder sehr sachlich. Und sie weint nicht nur, sie kann auch sehr wütend werden und ungerecht sein. Doch ihre persönliche emotionale Aufarbeitung, wenn sie mit „niemandem“ reden kann, fasst sie in Gedichte. Sie spürt, dass ihr diese „Songs“, zu denen sie keine Musik braucht, große Erleichterung bringen. Und sie versteckt die kleinen weißen Zettel überall auf der Insel, auf der sie wohnt. Ein Gedicht, das sie dem unbekannten Mädchen gewidmet hat, dessen Herz sie trägt, hat sie in eine Flaschenpost gesteckt und ins Meer geworfen. Und gerade hier muss man die großartige Leistung der Übersetzerin Bernadette Ott hervorheben, denn nichts ist schwieriger, als ein Gedicht aus einer fremden Sprache zu übersetzen. Diesen Roman wird man gerne mehrmals lesen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von gem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 01.02.2021

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