Mein großer Bruder Matti

Autor*in
Freudiger, Anja
ISBN
978-3-86739-072-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Freudiger, Anja
Seitenanzahl
32
Verlag
Balance
Gattung
Ort
Bonn
Jahr
2013
Lesealter
6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Julius hat einen großen Bruder Matti, der sehr stark ist. Manchmal ist er auch sehr wütend. Er kann tolle Sachen erfinden. trotzdem ist Mattis Lehrerin oft sehr unzufrieden mit ihm und meint, dass es so nicht weiter gehen kann. Matti geht zu einem Psychologen. Von ihm erfährt Matti, dass er ADS hat. Er lernt einige Tricks, um besser zurecht zu kommen. Wie lange er Hilfe des Psychologen braucht, wird sich zeigen.

Beurteilungstext

Für viele ist der Umgang mit Menschen mit ADS eine Prüfung. Vor allem ist es jedoch eine enorme Herausforderung für die Betroffenen selbst.
Matti ist der mutigste Junge, den Julius, sein kleiner Bruder kennt. Er springt von superhohen Mauern und wenn ihn ein Erwachsener anmeckert, meckert er zurück. Dass er das nur kann, weil er eine vermindertes Risikobewußtsein und eine niedrige Hemmschwelle hat, zwei Symptome von ADS, kann Julius nicht wissen. Als er weiß, dass sein Bruder dieses ADS hat, ändert das allerdings auch nichts an der Bewunderung für seinen Bruder. Was Julius auch feststellt ist, dass bei Matti alles viel stärker ist, als bei anderen, zum Beispiel wenn er sich freut, aber auch, wenn er wütend ist. Beim Letzteren ist es besser, man geht in Deckung, wenn es wieder mal soweit ist. In der Schule hat es Matti auch schwer. Immerzu gibt es Ärger. Für Mattis Mama ist das nicht immer leicht. Manchmal ist sie sehr traurig. Darum entscheidet Mama und er, zu einem Psychologen zu gehen und sich Hilfe zu holen.
Dem Psychatrieverlag ist mit diesem Kinderbuch ein tolles Aufklärungsbuch gelungen. Kurz und an wenigen prägnanten Beispielen wird deutlich gemacht, was ADS mit dem Betroffenen, seiner Familie und seinem Umfeld macht. Besonders gelungen ist die Geschichte, wie die Jungen , nach Mattis Idee , aus Mutters Gartenschlauch mit Hilfe eines Nagels eine tolle Berieselungsanlage fertigen. Die Reaktion der Mutter ist ganz wunderbar. Sie scheint sich wirklich darüber zu freuen. Dass sie höchstwahrscheinlich heimlich einen neuen Schlauch kaufen wird, wird hier verschwiegen. Durch den Besuch des Psychologen wird eine Möglichkeit eröffnet, den Leidensweg zu beenden und konstruktiv mit ADS umzugehen. Angedeutet wird, dass es viele Möglichkeiten von Unterstützung und auch einige gut erlernbare “Tricks” gibt. Das macht Mut, sowohl den beteiligten Geschwistern wie auch den Betroffenen. Toll ist, dass das Buch aus Sicht des nicht betroffenen Bruders geschrieben ist. Seine Empfindungen stehen im Mittelpunkt des Buches. So bekommt das Geschwister das, was es im Leben mit einem/er ADS-Bruder/Schwester manchmal recht wenig hat, Aufmerksamkeit! Die Mutter hat in diesem Buch mit den Schwierigkeiten allein fertig zu werden. Einen Vater scheint es nicht zu geben, wie so oft im realen Leben auch. Die Mutter wird beschrieben als traurig, freudig, verständnisvoll und entschlossen. Unter der Kurzbiografie der Autorin findet sich ein Hinweis auf das ADS Internetportal mit Verweis auf den Bundesverband der Selbsthilfegruppen BV-AH. So ist die Mutter nicht mehr allein und Matti, das betroffene Kind auch nicht.
Das Titelbild ist eine Einladung, Matti kennen zu lernen. Die Illustrationen beschreiben sehr warm, was der Text erzählt. Sehr treffend ist Mattis Übung zum Frustratinsabbau mit der Stoppuhr dargestellt. Seine Wut ist zu Beginn ein am Überkochen befindlicher Vulkan, der nach wenigen Sekunden sich wieder beruhigt hat. Unkommentiert, wenngleich sehr treffen gestaltet, ist der Einband. Er stellt nämlich den Stoffwechsel im Gehirn dar und die chemischen Botenstoffe als Postboten. Vielleicht findet sich für die begnadete Autorin bei einer Neuauflage an diesem Punkt eine Überarbeitungsmöglichkeit.
Dieses Buch ist allen Selbsthilfegruppen, wie auch Grundschulen sehr zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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