Mein Bruder Charlie

Autor*in
Morpugo, Michael
ISBN
978-3-551-58134-1
Übersetzer*in
Fritz, Klaus
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
188
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Acht Stunden lang grübelt Tommo über seinen Bruder Charlie, die einzelnen Kapitel sind mit der fortschreitenden Zeit getitelt. Erst ganz am Ende erschließt sich dem Leser der Grund: Charlie war ein selbstständig denkender Mensch, der deswegen immer wieder in Schwierigkeiten geriet. Als er zum Ersten Weltkrieg eingezogen wird, er dabei an einen sadistischen Ausbilder gerät, ist die Katastrophe vorprogrammiert.

Beurteilungstext

Elegisch fängt Tommo an zu erzählen, von seiner Kindheit auf dem Lande, vom Kampf der Eltern gegen den Gutsbesitzer, von dem sie abhängig sind, von der Liebe zu den Tieren und der zu ihrer Freundin, die im Alter genau zwischen den Brüdern steht. Landschaft und Ruhe kennzeichnen diesen Teil bis zum Einzug ins Militär, selbst dort noch ist die Beschreibung eher idyllisch. Ein Traum von der schönen Zeit damals? Nein: Morpugo kann leise erzählen, er fordert dem Leser dabei einiges an Ruhe und Geduld ab, aber das Unheil kündigt sich unterschwellig an. Ganz und gar unziemlich ecken die Brüder, besonders der ältere Charlie dann an, wenn von ihnen verlangt wird, Unsinniges zu befolgen, seien es Befehle, seien es Konventionen. Die Familie bietet den Hintergrund. Ihr gemeinsamer älterer Bruder Big Poe ist einlangsamer, dicker und großer Behinderter, der seine Eigenarten hat und von vielen nicht toleriert wird. Aber allesamt können gut mit ihm umgehen und verteidigen seine Rechte mit einer Hartnäckigkeit, wie man sie wohl nur auf dem Lande erleben kann - und sie setzen sich gegen alle durch. Einzig Molly, ihre gemeinsame Freundin, versteht Big Poe auf Anhieb.
Zutiefst getroffen ist dann Tommo, als Molly seinen Charlie heiratet, er wollte es lange nicht wahr haben. Dennoch ist seine Liebe zum großen Bruder so mächtig, dass er, als Charlie eingezogen wird, sich freiwillig meldet. Sie kommen als Zwillinge in die gleiche Truppe und werden von einem Feldwebel schikaniert - wie es sie wohl in allen Armeen der Welt gibt. Der ist letztlich auch an der Katastrophe dieser Brudergeschichte Schuld und entzieht sich einer eventuellen Rache, aber dessen wäre Tommo wohl sowieso nicht fähig.
Am Ende steht die Wut des Lesers auf die Absurdität des Krieges und seiner Früchte. Der Autor fügt noch ein Aperçu an, indem dieser Teil der himmelschreienden Ungerechtigkeit heute - 2006/7 - wohl annulliert wird. Aber das nützt noch nicht einmal de Hinterbliebenen der vor fast 100 Jahren Getöteten.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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